Saturday, August 8, 2009

10. - 12. August; Fliegerei im Shimshal/Gunjarab Tal

10. August
Ritt ins Shimshal Tal

Da wir am Vortag zu wenig hoch gewandert u. daher abgesoffen waren marschierten wir an dem Tag zwei Stunden zu einem hoehergelegenen Startplatz.Trotz der deutlich besseren Ausgangsposition mussten wir uns langwierig bis zur Basis hochkaempfen.Nachdem wir (Brad, Christian u. ich) gemeinsam an der Basis angekommen waren gleiteten wir zusammen Richtung Shimshal Tal.Nach der ersten Talquerung war es aufgrund der windzerstoerten Thermik schwierig Hoehe zu machen.

Christian u. ich rauften uns muehsaelig hoch bis zur Basis u. flogen gemeinsam ins Shimshal Tal. Brad hatte keine Geduld fuer die zerrissene Thermik u. suchte im Tiefflug taleinwaerts nach verwertbarerem Aufwind. Nach laengerer Sucherei wurde Brad fuendig und kurbelte ebenfalls rauf zur Basis (die an dem Tag wenn ich mich recht erinnere auf ca. 710om war). Ein wenig spaeter querten wir gemeinsam zur Nordseite des Tales. Von nun an wurden die Bedingungen sehr stark thermisch und windzerrissen. Weil scheinbar im Tal der Gletscherwind mit dem entgegengesetzten ueberregionalen W-Wind raufte gabs, wenn man zu weit ins Tal runtersank sehr ungemuetliche Windscherungen.
Bei Shimshal diskutierten Brad und ich ueber den weiteren Verlauf unserer Route.Brad war fuer eine Top Landung in der Naehe von Shimshal, ich hatte Lust noch ein Stueck weiter Richtung O zu fliegen.Wir entschieden uns fuer die wesentlich spannendere Route, naemlich den Weiterflug ins strassen\weglose Gelaende Richtung O (nahe an die chinesische Grenze).Nach dem Einflug in das weglose Seitental wurden auch die Flugbedingungen nochmal giftiger. Christian W. hatte mit seinem sonst sehr gutmuetigen Montana einen Vollzerstoerer. Auch Brad und ich hatten zu kaempfen, dass unsere Kappen offen bleiben. Spaeter verloren wir dann Christian aus den Augen.Nachdem wir eine halbe Stunde in der naechsten Thermik auf ihn gewartet hatten und ihn immer noch nicht sehen konnten entschieden wir uns beim naechsten passenden Berg top zu landen, da es bereits 6 Uhr war.Die Landung auf dem naechsten "passenden" Berg stellte sich als nicht einfach heraus, da sich das kleine Schneefeld (auf dem wir landen wollten) in Mitten von riesige Felsbrocken befand und die Luft an der Stelle sehr bockig war. Beim dritten Landeversuch gelang es mir auf dem kleinen Schneefeld zu landen (bei den ersten beiden Versuchen hatte es mich kurz vorm Boden jeweils mit 6m/s wieder hochgerissen). Nach ebenfalls drei Anlaeufen u. zwei Frontstalls landete auch Brad am Schneefeld auf 5300m.Nachdem wir unser Lager fuer die Nacht aufgebaut hatten (Brad: Thermarest + Schlafsack + Schirm; ich: Zelt + Thermarest + Schirm) gabs leckeres Abendessen.
Zur Jause gabs chinesische Chicken Wurst mit Toastkase u. Hunza Brot, Brad versuchte erfolglos mit Grillanzuender eine Suppe warm zu machen. Als Nachspeise gabs Diamox um ev. hoehenbedingte Kopfschmerzen auszuschalten.Vor dem Schlafengehen checkte ich das Sat Telefon auf eine Nachricht von Christian. An dem Abend erhielt ich von Christian keine Nachricht. Diese Tatsache machte mir Sorgen, da die Flugbedingungen an dem Tag sehr grenzwertig waren und es in dem Tal so gut wie keine brauchbaren Landeplaetze gab.


11. August
Flug zum KKH




Nachdem ich um 8:00 Uhr morgens gut ausgeschlafen aus dem Zelt gekrochen war gabs Porridge u. Babyfood. Ein wenig spaeter kroch auch Brad aus seinem Schirm. Er wirkte an dem Morgen nicht sehr fit. Brad hatte die ganze Nacht wenig geschlafen, weil er Kopfschmerzen hatte u. nicht ordentlich atmen konnte.Nach dem Fruehstueck packten wir unser Zeug zusammen u. fuellten unsere Wasserflaschen mit Schmelzwasser auf (dafuer mussten wir eine dick gefrohrene Eisdecke durchbrechen)Vor dem Start checkte ich nochmal mein Sat. Tel. auf eine Nachricht von Christian - leider immer noch keine Nachricht...Um ca. 10:30 Uhr starteten wir in die noch sehr ruhige Vormittagsluft.
Die Basis war an dem Vormittag schon ueber 6500 m u. die Baerte waren sehr verlaesslich. Diese Tatsache machte uns Mut fuer die vermeindlich schwierige 20km Querung ueber eine vergletscherte Gebirgskette in das naechste noerdlich gelegene Tal.
Nachdem wir das Gebirge ohne Probleme gequert hatten wurden die Bedingungen durch den zunehmenden Westwind erneut sehr ruppig. Diese Gegebenheit erschwerte uns das Vorwaertskommen in dem engen strassenlosen Tal erheblich. (Brad war am Ueberlegen, ob er aufgrund der sehr bockigen Bedingungen den Flug abbrechen u. im Tal landen sollte. Weil eine Landung einen Zweitagesmarsch zum KKHighway bedeutet haette, entschied er sich fuer den Weiterflug bis zum KKH)Als wir um 3 Uhr den Karakoram Highway erreicht hatten u. somit nach einer Flugstrecke von ca. 70 km wieder eine Strasse zu Gesicht bekamen entschied sich Brad beim Highway zu landen da er total uebermuedet war. Ich schloss mich der sehr vernuenftigen Entscheidung an und landete neben ihm.

(Eigentlich war unser urspruenglicher Plan auf einem Berg Top zu landen, um dann am naechsten Tag zurueck nach Karimbabad zu fliegen. Weil wir unser Schutzengerl nicht ueberstrapazieren wollten entschieden wir uns fuer eine sichere Ladung im Tal)
Nachdem wir unseren Schirme bei einem 30er Wind und Dust Devils zusamengepackt hatten wanderten wir zum KKH und stoppten Richtung Sost.Um 7:00 Uhr Abends erreichten wir Sost, checkten in einem Hotel ein u. legten uns schlafen.


12. August
Rueckreise nach Karimbabad

Am Morgen ueberpruefte ich erneut mein Telefon auf eine Nachricht von Christian. Diesmal erhielt ich eine SMS von ihm, in der er mir schrieb, dass er i.o. ist.Nachdem wir um 6:00 Uhr aufgestanden waren fuhren wir mit dem Bus zurueck nach Karimbabad.

Am Nachmittag erreichten wir Karimbabad. Den restlichen Tag hingen wir im Maulberry Garten herum.
Spaeter kehrte auch Christian nach Karimbabad zurueck und erzaehlte seine Absaufer-Rueckreisegeschichte:
Nachdem er nach einem Absaufer bei einem 45er Wind in einem Geroellfeld aufschlug, packte er sein Zeug zusammen u. suchte sich einen geeigneten Zeltplatz. Am naechsten Tag kletterte er 4h lang einen Canyon runter (er hat gemeint es war stellenweise Vierer!) anschliessend wanderte er 7 h entlang der Schlucht Richtung Shimshal. Da er zum Schluss kein Wasser mehr hatte, trank er braunes Wasser von dem er starken Durchfall bekam. Er uebernachtete in Shimshal. Am naechsten Tag marschierte er auf einen Berg u. wollte nach Karibabad zurueckfliegen, leider erwschte er keine Thermik u. stand nach 10 min. wieder am Boden. Nach dem Absaufer entschied er sich mit einem Jeep Taxi u. dem Bus zurueck nach Karimbabad zu fahren.


Hier Brads Berichte von unseren gemeinsamen Unternehmungen:
http://teamblog.flyozone.com/bradsander/
+ Flugaufzeichnung (ich werde meine eigenen Fluege erst in Oesterreich auslesen u. veroeffentlichen koennen, da ich mein Datenkabel fuers Competino zu Hause vergessen habe) :
http://www.xcontest.org/world/de/fluge/details/:bradsander/10.8.2009/08:24

Movie vom Flug auf Vimeo:
http://www.vimeo.com/6241661



Anmerkungen:

Sehr spektakulaerer Ausflug, aber nicht 100% safe.
Aussenlandungen bei der Querung ins noerdliche Tal haetten unter Umsteaenden eine mehrtaegige Wanderung in unwegsamen Gelaende bedeuten koennen (Gletscherquerungen, Kletterei...).
Bei einem Schlechtwettereinbruch kann es am 5300m hoch gelegenen Biwak sehr schnell ungemuetlich werden (vor allem ohne Zelt ;-) . Ein Abstieg bei Nebel, Schnee u. Eis in dem unwegsamen Gelaende waere nicht moeglich gewesen (5 Tage nach dem Ausflug zog eine Kaltfront durch, daraufhin gabs 4 Tage Schlechtwetter mit Schneefall bis unter 4000m)
Die Luft in der Gegend wurde an den Nachmittagen aus (mir) nicht immer erklaehrlichen Gruenden sehr boesartig. Es wuerde (fuer mich) Sinn machen bei einer Hoehe von ueber 5500m Sauerstoff dabei zu haben. Dies wuerde der schnellen Ermuedung entgegenwirken u. die Konzentration steigern.

Fuer Alle die Lust bekommen haben aehnliche Fluege durchzufuehren muessen wissen:
Dass ein Biwak auf 5300m ohne ausreichende Aklimatisierung gefaehrlich sein kann.
Dass man bei solchen Unternehmungen nie ohne Notfallausruestung (Zelt, Sat. Tel., ein paar Liter Wasser, Essen fuer mehrere Tage, gute top. Karten, Erste Hilfe Set, Reperaturleine, Klebesegel...) starten soll.
!!Und Achtung, derartige Fluege machen suechtig ;-)!!

Shimshal Ghujerab 5200m Bivy from Brad Sander on Vimeo.


No comments:

Post a Comment