Nachdem Christian W. nach seiner langen Krankheitsphase nun endlich wieder bei bester Gesundheit war, wurde es Zeit unsere geplante Wanderung (wenn auch stark verkuerzt, da wir urspruenglich eine 20taegige Tour vor hatten) in Angriff zu nehmen.
Waehrend unserer Tourplanung holten wir uns Rat im Trekkingforum.com u. von lokalen Trekkingagenturen. Beinahe jeder wollte uns davon abraten, die von uns geplante Tour im Mai zu gehen, da um diese Jahreszeit in der Gegend noch zu viel Schnee liegt, die Temperaturen zu kalt sind, die Fluesse einen zu hohen Wasserstand haben, wir eine lange Zeit keine Leute antreffen werden u. deshalb einiges an Essen mitschleppen muessen...
Die meisten Agenturen rieten uns dazu die "Rennstrecke" Markhavalley zu gehen, da das Tal nicht anstrengend zu gehen, schneefrei und ungefaehrlich sei.
Uns war wichtig eine Tour zu gehen in der wir moeglichst viel Bergeinsamkeit erleben koennen. Ausserdem sollten in unserer Route auch eine Menge Paesse, Schnee, spannende Flussquerungen und ein gewisser Unsicherheitsfaktor verpackt sein, denn diese Dinge machen eine Tour erst richtig wuerzig.
Da die beiden Christians Dickkoepfe sind und sich selten belehren lassen, beschlossen sie die selbst im Sommer selten begangene Tour zu versuchen.
Tag 1
Anreise + Wanderung Richtung Kanji La
3h Gehzeit
Nach einem (wie immer) koestlichen Fruehstueck beim Gesmo gings um 8:00 Uhr mit dem Bus Richtung Lamayuru. Um 14:30 Uhr (6,5h Fahrzeit fuer 140 km) waren wir am Ausgangspunkt (Hiniskut) fuer unsere Wanderung angelangt. Nach der Ankunft in Hiniskut stellten wir fest, dass bis zu unserem ersten Etappenziel (ein kleines Dorf namens Kanji) seit einem Jahr eine Strasse existiert, welche auf unserer Karte noch nicht eingezeichet war.Obwohl ich Wandern auf Strassen hasse, machten wir uns entlang der Schotterpiste auf den Weg in das 15 km entfernte Kanji. Nachdem wir 10 min auf der Strasse unterwegs waren, kam ein ohnehin schon sehr ueberfuellter Shuttle Jeep vorbei u. nahm uns bis Kanji mit. Ausgehend von dem kkleinen Dorf machten wir uns auf den Weg Richtung Kanji La (Kanji Pass). Nach einer halben Stunde Gehzeit, hatten wir es bereits geschafft uns zu verlaufen (was aber auch das einzige Mal war u. auch nur deswegen, weil auf der ungenauen Karte manche kleinen Seitentaeler schlecht eingezeichnet waren). Ein Bauer der gut englisch sprach versuchte uns die Route zum Pass zu erklaehren. Er warnte uns, dass es um diese Jahrszeit sehr schwierig sei den Pass zu queren, da am Pass noch viel zu viel Schnee liege und der Bach ab dem spaeten Nachmittag zu viel Wasser fuer Querungen haette. Wir dankten ihm fuer den Hinweis (dachten uns aber, dass es sicher nicht so tragisch werden wird) und marschierten noch zwei Stunden in den von nun an menschenleeren Taelern Richtung Pass. Um 18:00 Uhr schlugen wir dann unser Lager bei einer verlassenen, halb verfallenen Steinhuettensiedlung auf. Da wir am Flussufer neben unserem Camp Feuerholz fanden (was in der Gegend auf 4000m nicht haeufig vor kommt) konnten wir an diesem Abend mit Feuer kochen. Zum Essen gabs Spagetti mit Tomatensauce. Nach dem koestlichen Abendessen legten wir uns in eine der Huetten schlafen.
Tag 2
Der meuhsame Weg rauf zum Kanji La
10,5 h Gehzeit
1400 Hm
An diesem Tag begannen wir u 5:00 Uhr morgens mit dem Gehen, da wir den Kanji La (5250m) erreichen wollten bevor der Schnee zu weich wird. Die ersten 12km bis zum Fuss des Passes liefen sehr gut, da hier das Tal noch schneefrei war u. wir den Fluss nicht oft queren mussten. Nach der anfaenglich leichten Wanderung begann es nach 12 km anstrengender zu werden. Wir bewegten uns von nun an nur noch auf steilen Geroell u. Schneefeldern. Die letzten 600 Hm waren ein regelrechtes Martyrium, da wir ab hier nur noch auf sehr weichem Schnee unterwegs waren, in dem wir staendig versanken. Immer wieder mussten wir kurze Verschnaufpausen einlegen, um den hohen Puls u. die Atmug zu beruhigen. Ein Glueck dass wir zu zweit waren, so konnten wir uns wenigstens mit dem Spuren abwechseln. Die letzten 150 Hm vor dem Pass sah es von weitem sogar so aus, als waere es nicht moeglich den Pass zu zu queren, da maechtige gefrohrene Schneewaechten ueber dem steilen Grat nach Norden (unsere Aufstiegsseite) hingen. Eine groesse Freude war es, als wir dann kurz vor dem Pass doch noch eine Stelle bemerkten, bei der eine sichere Querung moeglich war. Als wir um 13:00 Uhr den Pass erreichten (viel viel spaeter als geplant), waren wir koerperlich ziemlich am Ende unserer Kraefte. Waehrend unserer dingend noetigen Pause am Kanji La (bei stuermischne Wind) bilckten wir nach Sueden (in Richtung unserer geplanten Route) und stellten fest, dass hier auch in den Taelern noch Schnee liegt. Aufgrund dieser bitteren Erkenntnis verliess uns der Ehrgeiz unsere geplante Tour auch zu Ende zu bringen. Somit beschlossen wir Richtung Sueden ins Tal abzusteigen um uns dann am naechsten Tag (oder den naechsten zwei Tagen, so genau konnte man das bei der Schneelage nicht abschaetzten) im schneereichen Tal zum naechsten Ort talauswaerts rauszukaempfen. Nachdem wir den weiteren Verlauf unserer Wanderung beschlossen u. einen Schoki gegessen hatten, versuchten wir auf direktem Weg abzusteigen. Doch da wir an diesem Suedhang bis zum Arsch im Schnee versanken, beschlossen wir ein Steuck weiter aufzusteigen, danach einem Grat zu folgen um anschliessend ueber einen Osthang ins Tal abzusteigen. Dies erwies sich als die richtige Entscheidung, denn am Osthang versanken wir "nur" noch knietief im Schnee. Da wir Beide vom staendigen Einbrechen im Schnee ziemlich ausgelaugt waren, stiegen wir an diesem Tag nicht mehr bis ins Tal ab, sondern schlugen um 16:00 Uhr in einer Senke auf 4700m unsere Zelte auf. Nachdem wir mit dem Gaskocher Schnee geschmolzen hatten, gabs an dem Nachmittag eine Schwammerlsuppe mit Nudeln, die nach diesem anstrengenden Tag besonders gut schmeckte.
Tag 3
Unterwegs Richtung Pingdon La
Gehzeit 6 h
150 Hm
An diesem Tag hiess es wieder zeitig aufstehen (6:00 Uhr), da wir die letzten Hm ins Tal bei hartem Schnee absteigen wollten. Das Losgehen verzoegerte sich ein wenig da Christian W. Probleme hatte seinen Teleskopstecken, mit dem er das Zelt verankert hatte aus dem Schnee\Eis zu ziehen. Der Stock war nahezu betonfest im Schnee eingefrohren. Das gleiche Problem hatte ich mit den Steigeisen, die ich zur Zeltverankerung nutzte. Weiters hatte Christian ein massives Problem mit seinen Bergschuhen. Die Schuhe waren derart steinhart gefrohren, sodass es ihm unmoeglich war in die Schuhe zu schluepfen. (Seine Schuhe waren aus dem Grund so steif gefrohren, da ihm am Vortag staendig Schnee reinfiel u. seine Schuhe dadurch waschelnass wurden). Aus dem Grund wanderte er an dem Morgen bei deutlichen Minusgraden mit seinen Sandalen ueber den gefrohrenen Schnee talwaerts. Der Weg ins Tal fuehrte durch eine enge mit Eis gepflasterte Schlucht, in der wir rauf u. runterkettern mussten um ins Haupttal zu gelangen. Nachdem wir im Haupttal angekommen waren, entschlossen wir uns nun doch taleinwaerts zu marschieren um unserer urspruenglich geplanten Route treu zu bleiben. Da wir uns dachten, dass wir aufgrund der erschwerten Bedingungen (Schnee im Tal; Wandern nur am Vormittag moeglich, da am Nachmittag der Schnee zu weich ist) nun fuer die Tour laenger brauchen werden als geplant entschieden wir pro Tag weniger zu essen als vorgesehen (an dem Tag ass ich nur zwei Safari Schokoriegel). Um 12:00 Uhr schlugen wir im Tal, kurz vor unserem zweiten Pass (Pudzong La) die Zelte auf, da das Vorwaertskommen im weichen Schnee immer schwieriger wurde. Der Nachmittag wurde dazu genutzt Schlafsaecke u. Zelte zu trocknen, die wir das Zeug am fruehen Morgen gefrohren einpacken mussten. Als Abendessen genoss ich einen Safari Schokoriegel ;-)
Tag 4
Ueber Pudzong La nach Dibling
Gehzeit 11hca. 700 Hm
Nach einem spaerlichen Fruehstueck (ein Haeferl Muesli) gings, als es zu daemmern begann (4:30 Uhr) los zum Pudzong La. Den Aufstieg in wunderschoener Schnee/Eislandschaft zum 5020 m hohen Pass konnten wir aufgrund des hart gefrohrenen Schnees in 2,5h bewaeltigen. Beim Abstieg ins naechste Tal sahen wir, was wir uns erhofft hatten: Das vor uns liegende Tal war schneefrei, da es um ca. 600 m tiefer lag als das vorhergehende Tal. Dies bedeutete fuer uns schnelleres Vorankommen u. somit Mahlzeiten in angemessenen Portionen.Nachdem wir im Tal angekommen und ein paar km talauswaerts gewandert waren, sahen wir Yaks die auf einer Wiese weideten u. kurz darauf Hirten, mit denen wir uns ein wenig, soweit dies moeglich war, unterhielten. Zwei Stunden spaeter erreichten wir eine 15 Haeusersiedlung namens Dibling. Das Dorf war zwar auf unserer Karte eingezeichnet, doch einige Trekkingagenturen meinten, dass das Dorf nicht mehr existiere u. wir bis Lingshed (erreichten wir am 6ten Tag) keine Menschen treffen werden. Diese Info stellte sich als falsch heraus, denn aus mehreren Haeusern winkten uns Menschen zu und auf den umliegenden Feldern wurde gearbeitet. Mit einigen Leuten unterhielten wir uns kurz (soweit dies moeglich war, da die Bewohner nur Ladakhi sprachen). Nach Dibling marschierten wir weiter Richtung Barmi La, den wir am naechsten Tag in Angriff nehmen wolllten. Da wir unterwegs Feuerholz fanden u. ohnehin mit dem Gas sparen mussten, machten wir um 12:30 Uhr eine Pause und kochten uns eine Mixed Veg Soup mit Nudeln u. Massala. Nach der einstuendigen Mittagspause gingen wir weiter Richtung Pass. Um 16:00 Uhr war dann Schluss mit dem Wandern fuer den Tag. Eigentlich wollten wir noch 3 km weiter gehen, doch der wasserreiche Fluss u. dass enge Tal mit einer steilen Felswand versperrte uns den Weg. Wir versuchten zwar zu Beginn, als wir diese Huerde erreichten, einem "Weg" zu folgen der sehr ausgesetzt 50 m hoch in der Felswand verlief. Diese Route verwandelte sich aber nach einer Weile in eine Art unversicherten Klettersteig mit sehr bruechigem Fels. Da mir ein Weiterklaettern mit den schweren Rucksaecken zu gefaehrlich war (Bergfex Christian W. gab zu der Entscheidung zwar kein Kommentar ab, aber ich denke er haette diese Querung locker geschafft), drehten wir um und bauten am Ufer des Flusses unsere Zelte auf. Wir hofften, dass am naechsten Morgen der Wasserstand niedriger ist u. wir uns dann zwischen Felswand u. Fluss irgendwie vorbeischwindeln koennen. Nach einem Schokoabendessen gings zeitig ab ins Bett, da wir am naechsten Tag frueh losgehen wollten.
Tag 5
Weiter ueber Barmi La Richtung Lingshed
9h Gehzeit
ca. 1000 Hm
Als wir um 4:00 morgens begannen unser Lager abzubauen, leuchtete Christian W. mit der Stirnlampe ans Flussufer. Er stellte fest, dass der Wasserstand gleich hoch war wie am Vortag Abend. Fuer uns bedeutete das, dass wir uns einen neuen Plan ueberlegen mussten wie wir an der Felswand vorbeikommen koennten. Um 4:30 Uhr waren dann unsere Rucksaeke fertig gepackt. Da es noch sehr dunkel war, beschlossen wir erst in einer halben Stunde zur 200 m entfernten Felswand zu gehen, da wir erst dann ein wenig Tageslicht hatten. Um 5:00 Uhr morgens standen wir dann auf einem steilen Geroellfeld vor der Felswand. Die letzten 30m bis zum Fels waren sehr steil. Am Vortag versuchte Christian W. an der gleichen Stelle die letzten 30m das Geroell bis zum Fels zu queren, doch das Geroellfeld war an der Stelle derart steil u. locker, dass eine Querung zu gefaehrlich war. Ein Abrutschen haette im 10m tiefer liegenden eiskalten Fluss mit starker Stroemung geendet. Da wir aber eine Moeglichkeit sahen am Ende des Geroellfeldes die Felswand in 10m Hoehe ueber dem Wasser zu queren, wollten wir uns die Stelle an dem Morgen noch mal anschauen. Das fruehe Aufstehen hatte sich scheinbar doch gelohnt. Denn an dem Morgen war der feine, durch den Tau feuchte Sand der sich im Geroell befand gefrohren. Somit war es uns moeglich Stufen in das Geroell zu stampfen, die uns ein sicheres Queren ermoeglichten. Die anschliessende Querung vom Fels bis zur naechsten Schotterbank war dann viel einfacher als vermutet. Eigentlich dachten wir uns an dem Morgen, als wir auf der Karte die Route fuer diesen Tag durchschauten, dass dies ein gemuetlicher Wandertag (abgesehen von der Felsquerung) werden muesste. Doch es kam anders. Kurz nachdem wir die nun doch sehr einfache Querung der Felswand hinter uns hatten, wurde uns eine weitere Huerde in den Weg gelegt. Zwischen der immer noch allgaegenwaertigen Felswand und dem Fluss lag nun ein riesiger Schneebrocken (Ueberrest einer Lawine) dessen Wand an einem Ende senkrecht nach unten abfiel. Dank Steigeisen konnten wir mit den Frontalzacken sicher von dem noch gefrohrenen Schneeklotz absteigen. Ein wenig spaeter folgte eine weitere Stelle an der es aufgrund des hohen Wasserstandes wieder nicht moeglich war dem eigentlichen Weg zu folgen. Also mussten wir ca. 20m die Felswand hochkraxln um anschliessend ein Felsband entlangzuklettern, bis es wieder moeglich war zum Flussufer runterzusteigen. An einer weiteren Fluss-Felsenengstelle mussten wir deutlich weiter aufsteigen (ca. 100Hm) da es im Tal auf unserer Flusseite kein Vorwaertskommen mehr gab. Dieser sehr "spannende" "Weg" verlief meist an einem steilen Geroellfeld, dass an einer Klippe endete die senkrecht in das enge V-Tal abfiel. Einmal mal kurz keinen Halt finden in dem steilen Geroell und man wird unfreiwillig zm Klippenspringer ;-).Nach diesem abwechslungsreichen Tal wanderten wir in ein Tal, dass uns zum Barmi La (4640m) brachte. Auch dieses Tal wurde nie langweilig, da wir immerwieder mal den Bach, Lawinen u. Geroellfelder Queren mussten. Kurz vor dem Pass trafen wir einen Mann aus Lingshed der mit seinem Pferd nach Dibling wollte (ob bzw. wie er Dibling erreicht hat? Vielleicht kannte er Stellen an denen es moeglich war den Fluss mit einem Pferd zu Queren um unsere Kletterpassagen zu umgehen? Uns waeren keine derartigen Stellen aufgefallen)Nachdem wir am Pass (der zum Glueck nahezu schneefrei war) angekommen waren machten wir eine laengere Rast, da es hier beinahe windstill war (was zur Mittagzeit auf den Paessen eine Seltenheit ist). Waehrend dem Abstieg trafen wir noch eine Hirtin mit ihren Schafen. Kurz vor Lingshed schlugen wir an einem Bachufer unsere Zelte auf. Da wir nun doch schneller unterwegs waren als geplant u. somit etwas zu viel Essen in den Rucksaecken hatten, widmete ich mich am spaeten Nachmittag dem Essen.
Tag 6
Rast in Lingshed
Gehzeit 1,5h
50 Hm
Geweckt wurde ich um 7:00 Uhr morgens von einem Bauer aus Lingshed mit einem lauten Gruss Juley! Als ich aus dem Vorzelt zu ihm raus schaute u. ich freundlich zurueckgruesste, meinte er auf sehr nette Art, dass mein Zeltplatz ein Campground sei und ich pro Nacht u. Zelt 100 Rupis bezahlen muss. Der Kerl freute sich offenbar sehr darueber, dass es um diese Jahreszeit schon Wanderer in sein kleines Dorf verschlaegt (Trekkingtouristen kommen in diese Gegend meist ab Juli/August). Ich war sehr ueberrascht, dass man in dieser Gegend mitten im Nirgendwo fuers Campen bezahlen muss, vorallem deswegen, weil der Campingplatz abgesehen von ein paar angeebneten Flaechen in der Pampa nix zu bieten hatte. Nachdem das von NO hereinziehede Wetter immer schlechter wurde, marschierten wir zeitig nach dem Fruehstueck bei Schneefall u. starkem Wind die letzten km nach Lingshed zum Kloster (wo wir auch den restlichen Rasttag verbrachten). Dort kauften wir Lebensmittel (Tsampa u. Kartoffeln) fuer die naechsten 4 Tage ein. Anschliessend suchten wir Feuerholz (was sich als sehr muehsam u. schwierig herausstellte) und kochten uns eine leckere Suppe mit Chicken Geschmack die wir mit Kartoffeln, Kaese (den Chrisrian aus Leh mitbrachte) u. Massala verfeinerten. Beim Kochen hatten wir an diesem Tag verschaerfte Bedingungen, da wir meisst starken Wind hatten u. es zwischendurch immer wieder schneite. Aus dem Grund bauten wir nach dem Essen unsere Zelte auf, in die wir uns anschliessend verkrochen.
Tag 7
Unterwegs Richtung Sengge La
5,5h Gehzeit
800Hm
An diesem Tag gingen wir es sehr gemuetlich an. Nachdem wir um 6:00 Uhr aufstanden, machten wir erst mal Feuer um eine Tomatensuppe mit Tsampa zu kochen. Das energiereiche Fruehstueck genossen wir an diesem kalten Morgen beim waermenden Feuer. Das Tagesziel fuer diesen Tag war der Fuss des Sengge La. Zu Beginn dieser Tagesetappe gings bei leichtem Schneefall und starkem Wind rauf zum Murgum La (4370 m). Anschliessend gings eine Weile auf gleicher Hoehe dahin bis wir dann nach vier km zu einer Siedlung (4 Haeuser) namens Gongma ein Stueck abstiegen. Dort wurden wir von einer Familie zu einem Tee mit Tsampa u. Chapati in deren Haus eingeladen. Da der Hausherr gut englisch sprach, war es moeglich eine sehr interessantes Gespraech zu fuehren. Nachdem wir vorm Aufbrechen noch Adressen ausgetauscht hatten, gabs zum Abschluss ein local beer, dass eher wie Most schmeckte, aber eigentlich aus Gerste hergestellt wird. Von diesem koestlichen Getraenk mussten wir gleich einen ganzen Krug leertrinken. Da Christian und ich nun seit zwei Monaten keinen Tropfen Alkohol mehr tranken und das Gebraeu rel. stark war, verliessen wir das Dorf sehr gut gelaunt Richtung Kiupa La (4450m). Am Dorfrand trafen wir noch auf ein paar alte Frauen die am Feld arbeiteten. Die Maedls machten uns mit Gesten deutlich, dass sie fotografiert werden moechten. Als Christian W. die Kamera auspackte, begannen sie am Feld mit ihren Arbeitsgeraeten zu posierten. Zum Schluss wollte eine alte Frau noch unbedingt mit mir alleine Fotografiert werden. Die gesamte Fotografiererei war ein riesen Spass fuer alle Beteiligten. Den anschliessenden Aufstieg von 450 Hm rauf zum Kiupa Pass (4450m) hatten wir dank Tsampa u. local beer im Nu (45min) geschafft. Nach dem Pass marschierten wir noch gemuetlich bis zur Schneegrenze des Sengge La. Dort schlugen wir in einer verfallenen Steinhuette ohne Dach unser Zelte auf, um besser vor dem starken Wind geschuetzt zu sein. Ein kleiner Raum der Huette hatte noch zur Haelfte ein Dach, diesen nutzten wir zum Kochen, da es wieder zu schneien begann. Nach einer Tasse Chai verkroch sich jeder in sein Zelt da es draussen schon empfindlich kalt geworden war.
Tag 8
Ueber Langzaling zum Sirsir La
7,5 h Gehzeit
700 Hm
Als wir um 4:30 Uhr unsere Zelte abbauten und zum Sengge La raufblickten sahen wir einen Ladakhi mit einem riesen Rucksack und einem langem Eisenrohr den Pass runterlaufen. Nach ein paar Minuten war er dann bei uns u. suchte hastig Feuerholz, da er sich geschwind einen Chai machen wollte. Als wir ihm unser Holz, dass wir am Vortag gesammelt hatten anboten war er sehr erfreut. Nachdem unsere Suppe u. seinen Chai fertiggekocht war, gab jeder von seinem Fruehstueck dem Anderen was ab, somit konnte an dem Morgen jeder von uns Suppe + Tsampa + Chai schluerfen. So schnell der Traeger im Morgengrauen aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden, da er dringend nach Lingshed musste. Um 6:00 Uhr waren dann auch wir bereit zum Aufbruch. Die 500 Hm zum verschneiten Sengge La (4960m) hatten wir nach 1,5 h geschafft. Nach dem Pass gings entspannt weiter Richtung Bumiktse La den wir um ca. 11:30 Uhr erreichten. 5 km spaeter passierten wir die Siedlung Langzaling. Um 14:00 machten wir kurz vor dem Sirsir La halt um unser Lager aufzubauen, da das Wetter erneut schlechter wurde u. eine Querung des Passes an dem Tag sowieso keinen Sinn mehr gemacht haette. Weiters vermuteten wir, dass auf der Nordseite des Passes noch Schnee liegt, der uns in den Nachmittagsstunden das Absteigen vom Pass deutlich erschwert haette.Gekocht wurde an dem Tag mit Gas in meinem Vorzelt u. das ausgiebig (2,5 Liter Suppe mit ordentlich viel Nudeln + Tsampa + Chilli Massala). Draussen begann es waehrenddessen immer mehr zu Schneien. Nach der Kocherei musste ich, da ich zu viel Chilli erwischte einen ganzen Liter Wasser trinken. Da die ganze Kocherei u. Esserei ziemlich anstrengend war, legte ich mich nachdem ich mein Tagebuch geschrieben hatte schlafen.
Tag 9
Endspurt Richtung Sumdo
Gehzeit 6h
600 Hm
Um beim Abstieg vom Sirsir La auf der Nordseite nicht in weichen Schnee zu geraten sind wir auch an diesem Tag wieder mal in aller Herrgottsfruehe aufgestanden. Christian wollte an diesem Morgen fuers Fruehstueck mit dem Gaskocher einen Liter Wasser zum Kochen bringen, doch als das Wasser noch nicht mal lauwarm war erlosch die Flamme des Kochers, da das Gas aufgebraucht war. Deshalb gings an dem Tag ohne Fruehstueck rauf auf den Sirsir La (4805m). Trotz leeren Magens konnten wir an diesem sehr kalten Morgen die 500 Pass Hm ohne gosse Anstrengung in 75min erwandern.Als wir am Pass angekommen waren und runter zur Nordseite blickten, stellten wir fest, dass auch am Nordhang beinahe kein Schnee mehr lag. Das fruehe Aufstehen waehre also nicht noetig gewesen. Was uns noch ins Auge stach u. das Landschaftsbild nicht unbedingt verschoenerte, war eine Schotterpiste die vom Norden rauf zum Sirsir La fuehrte. Da die Strasse neu u. noch nicht ganz fertiggestellt war, war sie auf unserer Karte noch nicht eingezeichnet.Nach dem Pass gings teilweise entlang der unvollstaendigen Strasse zum naechsten Dorf Amat. Von diesem Ort aus wollten wir urspruenglich bis zum darauffolgenden Ort Sumdo wandern, da dieses Dorf laut Karte der erste Ort war, zu dem eine Stasse fuehrte. Von Sumdo aus wollten wir dann mit eiem Taxi od. Bus zurueck nach Lamajuru fahren. Da aber vor kurzem die Strasse bis nach Amat erweitert wurde, beschlossen wir entlang dieser neuen Piste Richtung Sumdu zu wandern bis uns irgendein Fahrzeug nach Amat od. Lamajuru mitnimmt. Nachdem wir auf der Schotterstrasse ca. 6 km marschiert waren und waehrend der Zeit nur zwei Fahrzeuge sahen, die aber leider in die entgegengesetzte Richtung fuhren, stand ploetzlich mitten im Nirgendwo einen Bus. Vor dem Fahrzeug sassen Moenche die ein Picknick mit Tee und Keksen machten. Als wir mit ihnen ins Gespraech kamen erfuhren wir, dass die Moenche den Bus gechartert hatten um damit von Lamayuru an diesen einsamen Ort zu fahren, da sich nicht unweit von hier ihr Kloster (Honugappa Gonpa, dass nur zu Fuss erreichbar ist) befand. Unser grosses Glueck war, dass der Bus von hier aus zurueck bis nach Leh fuhr. Da es aber noch eine Weile dauerte, bis das Fahrzeug Richtung Leh aufbrach wurden wir von den Moenchen eingeladen uns zu ihnen zu gesellen. Bei diesem sehr netten Moenchspicknick wurden uns leckere Kekse, mit Zucker vermischte Tsampa und Tee angeboten.Eine Sunde spaeter gings dann gestaerkt Richtung Leh. Um 5:00 Uhr nachmittags erreichten wir die Busstation in Leh. Obwohl wir schon ziemlich verwarlost aussahen u. stanken wie Iltise, verzichteten wir darauf uns zu kultivieren, und gingen auf direktem Weg zu unserem Stammlokal Gesmo um ordentlich zu schlemmen. Nach dem ausgiebigen Abendessen marschierten wir in unser Bimler Guesthouse, wo wir uns dann aufgrund des vollen Magens u. des anstrengenden Tages nur noch ins Bett schmissen um zu schlafen.
Resuemee:
Wunderschoene teilweise sehr einsame (waehrend der gesamten Wanderung trafen wir keinen einzigen Touristen) Tour in atemberaubender Gebirgskulisse.
Sehr kontrastreiche Wanderung (Temperaturdifferenzen an Spitzentagen von mehr als 40 Grad Celsius; teilweise wuestenartige Taeler, gepaart mit gruenen "Oasen" an Flussraendern u. in den Doerfern; Tagesetappen die uns bis zu kompletten koerperlichen Erschoepfung forderten kombiniert mit Tagen an denen das Wandern eher einem gemuetlichen Sonntagsspaziergang glich; Schlechtwetter mit Schneefall u. Kaelte am darauffolgenden Tag blauer Himmel mit bruetender Hitze....)
Was mich an der Tour leicht enttaeuschte war, dass zu den einsamen Siedlungen immer mehr Strassen gebaut werden (erster u. letzter Tag). Dies truebte einwenig das Gefuehl der Abgeschiedenheit. Das der Strassenbau eine erhebliche Erleichterung fuer die Bewohner bedeutet ist mir natuerlich bewusst, aber sobald ich waehrend einer Wanderung auf Strassen treffe, verliert fuer mich das Gehen den Sinn.
Besonders genossen haben wir waehrend der Tour den Kontakt zur einfachen u. sehr gastfreundlichen Landbevoelkerung der Region.
Die Tour in der Gemeinschaft der Honugappa Gonpa Moenche beenden zu duerfen hat uns besonders gut gefallen und war ein wuerdiger Abschluss fuer eine erlebnisreiche Wanderung.
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