Saturday, June 27, 2009

22. - 24. Juni, Ausflug ins Karakoram

22. Juni
Flug zum Chogo-Lungma Gletscher

Um 6:00 Uhr morgens gings mit dem Taxi nach Shigar. Nach einem 3stuendigen Aufstieg hatten wir unseren Startplatz um 9:30 erreicht. Dort mussten wir eine Weile warten, da erst sehr spaet (nach 11:00 Uhr) brauchbare Abloesungen den Suedhang raufstiegen. Nachdem wir unsere minimalistische Biwakausruestung (betehend aus: einem 1,3 kg Zelt, Rucksackregenhuelle, 50g Seidenschlafsack, Feuerzeug mit kombinierter Ledlampe, Entkeimungstabletten, 3Liter Wasser, Zahnbuerste, 250g Porridge, 150g Tsampa, 2x Mars Riegel, 3x Butterkekspackung, 10x Tostbrot, 3x Bananen, als Isomatte verwendeten wir unsere Gurtzeuge, auf denen laesst sichs wenn man das Sitzbrett rausnimmt hervorragend schlafen, Schlafsack=Schirm) im Rueckenfach verzurrt hatten legten wir unsere Schirme aus. Kurz darauf fegte ein Dust Devil ueber den Startplatz und wirbelte Christians Schirm in die Luft.
Nach dem Start gings zaeh nach oben, erst als wir den Startberg ueberhoeht hatten gab das Vario satte melodische Klaenge von sich.
Nachdem wir die fuer diese Gegend tiefe Basis auf 5700 m erreicht hatten flogen wir die ersten 50 km dem Shigar Valley entlang (Richtung Norden). Auf dieser Strecke umflogen wir einen Berg, da dieser deutlich ueber 6000m hoch war. Als das Shigarvalley endete mussten wir uns entscheiden welche Richtung wir weiter fliegen werden.
Var. 1: Richtung Osten (Askole, Baltorgletscher )
Var. 2: Weiter Richtung NNW (Chogo-Lungma Gletscher)
Da es Richtung Baltoro schon deutlich mehr zu machte u. wir ab Askole fuer einen Weiterflug ein Permit benoetigt haetten, entschieden wir uns fuer einen Weiterflug Richtung Chogo-Lungma Gletscher.
Auch hier mussten wir wieder einen Berg umfliegen, da er fuer die tiefe Basis viel zu hoch war. Leider breiteten sich nun auch in dieser Gegend die (flachen) Cumulanten immer mehr aus. Als wir den Chogo-Lungma Gletscher erreicht hatten war am Himmel kein blauer Fleck mehr zu sehen. Bei meinem ersten Versuch (Christian wartete waehrend dessen auf einem vaerlaesslichen thermischen Berg vor dem Gletscher) ins Chogo-Lungma Gletschertal zu fliegen um nach thermischen Anschluss zu suchen, frass mich beinahe der starke Gletscherwind. Zum Glueck konnte ich mit dem starken Blasius wieder rausfluechten u. an einem westlich ausgerichteten Prallhang wieder aufsoaren. Waehrend dem Aufsoaren bemerkte ich einen geeigneten Biwakplatz (von denen es hier nicht viele gibt). Als ich wieder bei Christian an der Basis angekommen war, beschloss ich nochmals nach Anschluss im Chogo-Lungma Gletschertal zu suchen, da jetzt ein paar viel versprechende schwarze Flecken in der 8/8 Bewoelkung ueber den waestlich ausgerichteten Haengen des Gletschertales zu sehen waren. Beim zweiten Versuch folgte mir nun auch Christian. Auch diesmal sanken wir bis in den Gletscherwindbereich ab, allerdings nicht mehr so tief wie beim ersten Versuch. Somit konnen wir uns langsam aber stetig mit teilweise eingelagerten Steigen u. Nullschiebern zu einem Westhang vorkaempfen wo wir dann (bei immer noch 8/8 Bewoelkung) gutes Steigen vorfaden. Kurz vor der Basis machte ich mit meiner neuen Kamera ein kurzes Video. Nachdem ich die Basis erreicht hatte beschloss ich zum zuletzt gesichteten Biwakplatz zurueckzufliegen da mir kalt war, es bereits 4:30 Uhr war und es teilweise leicht zu schneien begann.
Ein wenig spaeter erreichte auch Christian die Basis u. folgte mir Richtung Biwak Platz.
Als wir ueber dem Biwakplatz ankamen mussten wir mit dem Top Landen noch eine Weile warten, da der Wind noch zu stark u. boeig war. Nach einer halben Stunde wurde der Wind dann schwaecher und wir konnten sanft auf dem 4300m hoch gelegenen Biwakplatz landen. Kurz vor der Landung begann sich dann auch die Wolkendecke aufzuloesen.
Nachdem wir unser Nachtlager aufgebaut hatten, gabs stopfendes Abendessen (ein wenig Toastbrot mit Bananen)


23. Juni
Flug zum Solu Gletscher

An diesem Tag konnten wir uns richtig lange ausschlafen, da wir direkt am Startplatz unser Cammp hatten.
Die ersten Cumulus Wolken waren erst ab 9:00 Uhr am Himmel zu sehen (deutlich spaeter als an den Vortagen). Diese Tatsache machte uns Hoffnung, dass wir heute die Sonne etwas laenger zur Verfuegung haben werden.
Um 10:30 Uhr hatten wir alles im Gurtzeug verstaut u. standen startbereit vor einem steilen, mit groben Felsen gepflasterten Startplatz. Da der thermische Wind immer staerker wurde, wartete ich nicht lange und versuchte den Schirm aufzuziehen. Dies war aber nicht so einfach moeglich, da sich staendig Leinen in den Felsen verfingen. Erst beim dritten Versuch war es mir moglich den Schirm aufzuziehen u. zu starten. Von der Luft aus entdeckte ich einen viel besseren u. ungefaehrlicheren Startplatz. Nachdem ich Christian meine Entdeckung im Vorbeiflug zuschrie marschierte er zum 50m entfernten Startplatz u. statete dort.
Als wir beide bis zur Basis (5700) aufgedreht hatten flogen wir ins Solu Tal. Da das Tal stark vergletschert war u. an den Haengen nur selten Felsen hervorschauten war das Tal thermisch nicht besonders ergiebig. Aus dem Grund flogen wir sehr langsam u. nutzten jede noch so schwache Thermik. Am Talende konnte ich trotz tiefer Basis sogar einen kurzen Blick zum maechtigen Hispargletscher erhaschen. Als ich das Solu Tal wieder rausfliegen wollte sah ich Christian nur noch als kleinen blauen Punkt ueber dem Solu Gletscher. Fuer mich sah es so aus, als meusste er jeden Moment auf dem Eis landen. Aber nachdem ich ihm eine Weil zuschaute merkte mit grosser Erleichterung, dass er doch irgendwie Hoehe machen konnte.
Als wir dann Beide wieder an der Basis waren u. das Tal rausfliegen wollten nahm die vormttaeglichen Bewoelkung stark zu. Zusetzlich wurde auch der Wind deutlich staerker. Teilweise hatten wir beim Rausfliegen einen Gegenwind von ueber 30 km/h.
Um 1:30 Uhr war am Himmel dann kein einziger blauer Fleck mehr zu sehen. Weil auch kaum mehr Thermik zu finden war, entschied ich mich ins Gas zu steigen um so weit wie moeglich talauswaerts zu fluechten. Doch da sich am Talbeginn das Tal stark veraengte nahm dort der Wind noch mal zu. Weil in der Talaenge bei diesem starkem Blasius ein Landen zu gefaehrlich gewaesen waehre flog ich wieder ein Stueck zurueck u. landete kurz vorm Gletscher auf einem Schneefeld. Christian, der meinen armseligen Fluchtversuch beobachtet hatte u. sich immer noch an der Restthermik festklammerte gab nun auch auf und landete kurz nach mir ebenfalls auf dem Schneefeld.
Nach diesem Flug machten wir eine 2,5 stuendige Wanderung raus zum Haupttal. Waehrend der Wanderung passierten wir eine kleine Siedlung. Die Einwohner der Siedlung wollten uns zum Essen einladen, doch aufgrund unserer immer noch sehr empfindlichen Verdauung mussten wir ihnen klar machen, dass wir die Einladung nicht annehmen koennen.
Im Haupttal marschierten wir dann zu einem Dorf u. versuchten uns zu erkundigten ob es in dem Tal eine Strasse gibt bzw. wie weit die Strasse entfernt ist. Da sich in dem Dorf sogar jemand fand der Englisch sprach, erfuhren wir, dass eine Strasse im 2km entfernten Nachbardof beginnt u. von dort jeden Tag um 6:00 Uhr morgens ein Sammeltaxi faehrt.
Auch fuer dieses Dorf war es selbstvertaendlich, dass sie zwei muede Wanderer bewirten. Diesmal war es schwierig, nein zu sagen, da wir schon ziemlichen Hunger hatten u. ich keine Lust auf Tsampa oder Porridge hatte. Also nahmen wir die Einladung an. Zu Beginn gabs fuer jeden von uns einen halben Liter Chai + Kekse. Danach einen halben Liter leckeres Joghurt mit Chapatti. Bei der Mahlzeit wurden wir vom halben Dorf bestaunt (Abgesehen von den Frauen, die natuerlich in den Haeusern bleiben bzw. arbeiten mussten u. nur ab und zu verstohlen aus den Fenstern blickten). Da sie uns scheinbar in das Kero-Lungma Tal reinfliegen sahen, wussten die Leute, dass wir Flugzeuge in unseren Rucksaecken schleppten u. zeigten sich sehr interessiert fuer das ihnen scheinbar nicht bekannte Fluggeraet. Nur war es leider sehr schwierig den Leuten etwas von unserem Sport zu erzaehlen, da keiner in der Runde ein Wort Englisch sprach.
Am Abend als wir unsere Zelte am Dorfrand aufgebaut hatten besuchte uns ein Student, den ich vor einigen Tagen in Skardu kennenlernte (Als ich ihn in Skardu traf war er gerade am Heimweg zu seinem Heimatdorf, in dem er schon seit vier Jahren nicht mehr war, da er in Karachi studierte). So ein Zufall, dass wir gerade in dem Dorf strandeten, von dem auch der Student abstammte. Der Student fuehrte uns durch das bescheidene Dorf, stellte uns seinen Freunden u. Verwandten vor u. spielte oftmals den Dolmaetscher, da die Dorfbevoelkerung viele Fragen an uns hatte. Besonders interessiert waren sie natuerlich an unseren Fluggeraeten.
Sehr gut gefallen haben mir die zwei kleinen mit heissen Quellen gespeisten Thermalbaeder. Wir wurden zwar auch eingeladen das Bad auszuprobieren, da es aber schon spaet war u. wir sehr muede waren legten wir uns nach der Fuehrung durchs Dorf schlafen.
Vorm Schlafengehen wollten ein paar Dorfbewohner noch Christans Zelt mit der darin befindlichen Ausruestung genauer inspizieren, was er ihnen dann aber doch noch ausreden konnte.
Als ich mich schon im Halbschlaf befand, begann (wie in jedem Dorf) um 20:30 Uhr der Muezzin zu schreien. Nur was bei diesem Kerl anders war, war die Art wie er schrie. Der Muezin schrie mit einer derartigen Inbrunst, wie wir sie waehrend unserer gesamten Reise durch Nordindien u. Pak. noch nicht erlebt hatten. Was ich noch sehr nett fand war, dass in dem Dorf auch alle Kinder mit voller Kraft mit schrien.
Da wir vom Nachbardorf bis Skardu mit dem Sammeltaxi wahrscheinlich einen halben Tag unterwegs gewesen waehren, beschlossen wir am naechsten Morgen auf einen Suedhang raufzuwandern und einen Rueckflug nach Skardu zu versuchen.


24. Juni
Rueckflug nach Skardu

An diesem Morgen weckte mich um 4:00 Uhr morgens der Muezzin, der sich wieder mal die Kehle aus dem Leib schrie. Was aber egal war, da wir sowieso kurz darauf aufstehen wollten.
Nachdem wir unsere Rucksaecke gepackt hatten marschierten wir los zu einem Startplatz den ich am Vortag von der Luft aus bemerkte. Zur gleichen Zeit stiegen auch einige Dorfbewohner mit ihren Kuehen Richtung Startplatz auf, da sich dort Weideflaechen fuer ihre Tiere befanden. Nach 2,5 h Gehzeit hatten wir den Startplatz um 8 Uhr morgens bei (noch) angenehmer Kuehle erreicht.
Am Startplatz machte ich dann (wahrscheinlich in einem Ameisenhaufen) ein Nickerchen. Als ich dann um 10:00 Uhr aufwachte bemerktte ich, dass ueberall unter meiner Kleidung schwarze Ameisen krabbelten. Nachdem ich mich einigermassen von den Insekten befreit hatte machten wir uns startbreit.
Das Wolkenbild sah an diesem Vormittag ueberhaupt nicht nach einem Streckenflugtag aus. Bereits um 10:00 Uhr gabs schon grossflaechige Abschattungen. Zusaetzlich war an den Wolken ein starker Suedwind zu erkennen. Da wir auf unserem Startberg immer wieder Abschattungen hatten wars an dem Suedhang auch um 10:00 Uhr meist windstill.
Kurz vor dem Start kamen noch ein paar Leute vom Dorf zu uns, da sie den Start unbedigt sehen wollten.
Als sich dann doch noch ein Wolkenfenster ueber unseren Berg schob, hatten wir genuegend thermischen Wind und starteten um 10:30 Uhr. Nach dem Start konnten wir zuegig zur Basis kurbeln. Danach setzten wir gemeinsam zur Talquerung gegen den 15 km/h starken Wind an. Am anderen Ende kam ich (so wie bei jeder Talquerung, da der Delight besonders im beschleunigten Flug mehr Leistung hat als der Montana) etwas hoeher an und konnte ohne Probleme bis zur Basis hochdrehen. Christian erwischte den Anschluss nicht mehr und suchte talauswaerts nach Thermik. Da aber die naechsten 15 km im Schatten lagen war es fuer ihn sehr schwierig Aufwind zu finden. Als fuer mich Christians blauer Fluegel nur noch ein blauer Punkt ueber dem Tal war, wartete ich nicht mehr laenger auf ihn da ich nicht damit rechnete, dass er sich aus seiner unguenstigen Position noch mal hochkaempfen kann. Also flog ich alleine weiter Richtung Skardu.
Als ich dann das Shigartal erreichte, wurden die Bedingungen unerwartet besser. Die Ueberentwicklungen gingen zurueck u. die Basis stieg auf 6200m. Der Gegenwind wurde zwar staerker (20 km\h), was aber nicht so tragisch war, da es nach der Talquerung zur Talostseite beinahe ueberall stark thermisch hochging. So konnte ich ohne viel kurbeln zu muessen beschleunigt bis kurz nach Shigar fliegen. Da mir sehr kalt war u. ich keine Lust mehr hatte den Flug noch weiter auszudehnen drehte ich kurz nach Shigar noch mal bis 6200m auf u. setzte zum Endanflug nach Skardu an.
Ueber Skardu kurbelte ich noch mal bis ca. 4500m, da ich bei den Sandduenen gutes Steigen fand. Mit der gemachten Hoehe flog ich noch eine Weile in der naeheren Umgebung von Skardu herum. Um 4:30 Uhr spiralte ich ab u. landete auf einem Sandplatz neben unserem Hotel.
Das Zusammenpacken war diesmal sehr stressig, da nach meiner Landung von allen Richtungen Leute auf mich zustroemten. Am Ende waren es sicher mehr als 200 Leute die sich um mich und meinen Schirm ansammelten. Zum Glueck befand sich unter den Schaulustigen auch ein Polizist der mir die Leute ein wenig auf Distanz hielt. Nachdem ich mein Zeug im Eiltempo zusammengepackt hatte marschierte ich im Laufschritt (verfolgt von einer Traube Menschen) Richtung Hotel.
Im Hotel traf ich dann Christian. Er erzaehlte mir, dass er nach der ersten Talquerung auch nicht mehr daran glaubte sich noch mal aus dem schattigen Tal hochkaempfen zu koenneneben. Als er schon einen Landeplatz an visiert hatte fand er 200m ueber dem Tal dann doch noch einen Bart u. konnte wieder bis zur Basis hochkurbeln (Bei einem Absaufer in dem Tal haette er mit einem Sammeltaxi Skardu sicher erst am naechsten Tag zu Mittag erreicht).
Christian war auch erst vor 10 min. im Hotel angekommen. Er landete am anderen Ende der Stadt und hatte das gleiche stressige Erlebniss mit unzaehligen Schaulustigen.
Am Abend waren wir beide ziemlich fertig, da uns die vergangenen drei Tage ganz schoen auslaugten. Ich legte mich bereits um 8:00 Uhr ins Bett, Christian beschaeftigte sich noch ein bisschen mit seiner Jobsuche.

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