Dienstag,
19.5.
Grillen bei Musa
Den Vormittag hängen wir im Hostel ab. Nur schwer können wir uns aus
dieser gemütlichen Atmosphäre entreißen. Mit dem Bus fahren wir aus der
Stadt. Viel Verkehr und eine langweilige Landschaft machen die Gegend
nicht sehr attraktiv. Gut dass wir nicht mit den Radl unterwegs sind.
In Vlore endet der Bus. An einer Imbissbude fragen wie nach den
Möglichkeiten zur Weiterfahrt.
Ein Mathematik Professor bittet uns seine
Hilfe an. Er lädt uns auf einen Imbiss, Getränk und Kaffee ein.
Zwischendurch erkundigt er sich telefonisch über die Busverbindung nach
Dhërmi, unser eigentliches Ziel. Seine Frau und Tochter holt uns mit
dem Auto ab und wir fahren dorthin wo die Busse starten. Heute fährt
keine Bus mehr. Der Mann überlegt wie er uns weiterhelfen kann.
Wir
möchten es einfach per Autostopp versuchen. Nur schwer können sich
Christian und ich von dem Mann, der gerade dabei ist für uns irgendetwas
zu organisieren, verabschieden. Man will ja nicht undankbar oder gar
unhöflich wirken. Endlich sind wir wieder alleine.
Wir halten den Daumen
auf die Straße. Es dauert nicht lange da bleibt ein älterer Mann
stehen.
Kurz bevor es zu dem Pass ansteigt hinter dem Dhermi liegt, gibt
er uns zu verstehen dass hier sein Haus ist und er nicht mehr weiter
fährt. Mit einem freundlichen und zufriedenen Gesichtsausdruck fragt er
uns: Kaffee? Wir stimmen zu.
Sein Frau und Tochter + Baby begrüßen uns
herzlich. Leider spricht er "nur " albanisch, italienisch und ein wenig
griechisch. Aufgrund der ruhigen, sympathischen Ausstrahlung des Mannes
unterhält man sich trotzdem gut. Die Tochter übersetzt dann doch ins
Englische. Ihr Vater war viel in Italien und die Leute waren immer gut
zu ihm. Das möchte er Fremden in seinem Land weitergeben.
Er ist
Direktor einer Schneider und zeigt uns ein paar seiner Arbeiten.
Christian schenkt er eine traditionelle Trachtenweste mit goldenen
Verzierungen. Unser "Besuch" wird Anlass zu einem Grillabend. Im nahe
gelegenen Ort kauft der Gastgeber namens Musa ein halbes Lamm.
Nach einem Getränk in
einem KaffeeHaus, fahren wir zum Haus zurück. Christian und der Mann
starten den Griller. Mit vollem Magen liegen wir später auf der Couch
und schauen gemeinsam die Vorausscheidung zum "Eurovision Song contest" im Fernsehen. Schließlich ziehen
wir uns ins Gästezimmer zurück.
Mittwoch,
20.5.
Fliegen in Dhërmi
Nach einer Tasse türkischen Kaffee verlassen wir um kurz vor 6 Uhr das
Haus. Im Ort an der Bushaltestelle lässt uns Musa aussteigen und wir
verabschieden uns herzlich.
Nach etwa 2 Stunden kommt der Minibus.
In
Dhërmi suchen wir ein günstiges Zimmer in der Nähe vom Strand. Noch ein
kurzes Srrchläfchen bevor wir mit dem Bus wieder die Passstraße hoch
fahren. An der letzten Kehre ist der Startplatz. Vor uns liegt die
albanische Rivera mit kilometerlangen Kiesstrand und klarem Wasser.
Hinter uns liegt eine kilometerlange Ridge mit schönen Bummerl über den
Gipfeln. Doch am etwas vorgelagerten Startplatz ist tote Hose in der
Luft. Tief unter uns kondensiert die feuchte Luft vom Meer. Wir warten und
hoffen dass sich die Inversion noch durchheizt. Schließlich starten wir.
Aus dem erhofften stundenlangen Fliegen wird nur ein bescheidenes herum
kratzen bis wir am Strand landen. Trotzdem schön.
Nach der Landung
bemerke ich dass die Jackentasche offen ist und das Handy futsch.
Ich
suche den Strand ab, ohne Erfolg. Als auch christian gelandet ist fahren
wir nochmal zum Startplatz hoch. In der Hoffnung, dass das Handy beim
Starten aus der Tasche gefallen ist durchkämmen wir das Gelände.
Irgendwann geben wir die Suche auf.
Wenigstens haben wir einen angenehmen Startwind und freuen uns auf einen
ruhigen Abendflug. Als wir fast startklar sind, rauscht etwas unerklärliches Starkes von hinten (vom Pass) durch.
Die paar Nadelbäume
biegen sich. Erst mal abwarten und beobachten.
Gemeinsam versuchen wir
die Schirme im Starkwind zusammen zu packen. Nach einer 1/4 Stunde ist der Spuk auf
einen Schlag wieder vorbei. Geht's jetzt doch? Als ein leichter
Rückenwind einsetzt ist die Entscheidung endgültig. An der Kehre halten
immer wieder Autos um kurz aufzusteigen und ein Foto zu machen. Mit dem
nächsten Auto das anhält können wir zurück nach Dhërmi fahren.
Donnerstag,
21.5.
Ruhetag in Dhërmi
Eine Wolkenschicht bedeckt den Himmel. Dazu weht starker Wind. Kein
Flugwetter, heute.
Ein Badetag mit Strand liegen ist angesagt. Doch auch
dazu lädt das Wetter nicht gerade ein.
In einem Restaurant mit WiFi
checkt Christian ein paar Sachen. Ich spaziere den Strand entlang und
suche nochmal nach meinem Handy. Positive Energie und fest daran glauben
hilft auch nicht.
Es regnet kurz. Und so vergeht der Tag.
|
Pillbox Bunker, Ueberbleibsl aus vergangener kommunistischer Verteidigungsstrategie |
Freitag,
22.5.
Endlich Zeit zum nix tun
Ähnlich wie gestern hängen dunkle Wolken über dem Ort. Dazu wieder
starker, nahezu stuermischer Wind. Wir bleiben im Bett liegen. Bei dem Wetter haben wir
endlich mal Zeit zum nix tun.
Am frühen Nachmittag sieht man die ersten blauen Löcher am
wolkenbedeckten Himmel. Wir schultern unsere Packsäcke. Zu Fuß Richtung
Hauptstraße fängt es zum Regnen an.
Schließlich drehen wir auf halben
Weg wieder um. Christian möchte sich beim Berber den Bart stutzen
lassen, doch der macht heute Ruhetag. Das erneute Sonnenfenster nützen
wir zum schwimmen.
Christian gibt nicht auf und macht sich nochmal auf den Weg Richtung
Startplatz.
Ich bin faul und bleibe am Strand liegen. Leider hatte
Christian kein Glück beim Autostoppen oder mit der Busverbindung und wir
treffen uns an der Strandbar wieder.
Nachdem wir bei einem Hausierer Salat gekauft haben gibt's ein gutes Abendessen.
Samstag,
23.5.
Leethermik in Dhërmi
Frühstück -Zimmer räumen -auf zur Bushaltestelle. Bei unseren
Zimmernachbarn aus Tschechien können wir unsere Taschen lagern. Bus
fährt derzeit keiner. Ein Schweizer der sich bei seinem Tagesausflug mit
dem Taxi chauffieren lässt, nimmt uns den Pass mit hoch. Von dort
wandern wir den Berg bis zu den Sendern rauf.
Zwischen zwei Sendemasten
finden wir ein geeignetes Plätzchen zum starten, ohne spitze Steine und
ohne stachelige Disteln. Aufgrund der Abschattung lässt der thermische
Aufwind auf sich warten. Sobald die Sonne ein bisschen herauskommt
starten wir bei guten Bedingungen Richtung Süd-West.
Sogleich nach dem
Abheben macht sich der Nordwind bemerkbar. Der Grat zieht sich mit
steilen Abhängen am Meer entlang. Schroffe Klippen soweit das Auge
reicht und sonst nichts. Ich eiere ein wenig zwischen Luv und Leethermik
hin und her. Erst deutlich über dem Grat genieße ich die beeindruckende
Landschaft.
Christian ist schon längst unter (in) der Basis verschwunden. Der Bergkamm östlichen vom Llogarapass ist um die
2000m hoch, wie Christian am GPS feststellt. Christian fliegt über Hochalmen und Bergseen.
Später treffen wir uns am Strand wieder. Zur Feier des Tages gehen wir Pizza essen.
Danach holen wir unsere restlichen Sachen bei unseren Zimmernachbarn.
Das nette Paar schenkt uns zum Abschied eine frische Jause und etwas
Süßes. Christian und ich wandern den Strand entlang bis wir ein ruhiges
Platzerl finden wo wir unser Zelt aufbauen können. Wir genießen noch
den Sonnenuntergang bevor wir uns in unser Heim verkriechen.
Sonntag,
24.5.
Albanische Flieger
Wir frühstücken am Strand bevor wir uns auf den Weg nach Tirana und
später nach Kukes machen. An der Hauptstraße versuchen wir per Bus oder
Anhalter weiter zu kommen. Zwei junge Burschen fragen uns wohin wir
wollen. Ein Aufkleber am Auto verrät das sie ebenfalls Flieger sind. Sie
parken das Auto. Ein weiter Flieger gesellt sich in die Runde. Es ist
Alket Islami, der Pionier in der albanischen Paragliding Szene.
Die beiden Burschen wohnen in Tirana. Da es derzeit nicht nach
Flugwetter aussieht haben sie vor den Tag am Strand zu verbringen. Am
Abend fahren sie in die Hauptstadt zurück. Wenn wir Lust haben können
wir mit ihnen kommen.
Bei einem Bier redet man, natürlich über's
Fliegen.
Sonnen-baden. Zum Wochenende kommen auch viele Albaner aus der
Stadt an den Strand. Am Nachmittag wird die Sicht zum Startplatz frei
und die ueberentwicklungen lösen sich auf. Gemeinsam fahren wir
zum Startplatz hoch. Ich hätte nicht geglaubt dass wir heute noch zum
Fliegen kommen.
Zu dritt fliegen wir lokal etwas herum. Christian bietet
sich als Fahrer an und holt uns am Strand wieder ab. Der Sohn von Alket
hat noch einen Tandem Passagier, so kommt auch Christian noch zu
fliegen.
Diesmal fahre ich mit dem typischen Flieger(Gelände)Bus die
Serpentine runter. Nach einen entspannten, gemütlichen Tag mit
Fliegerkollegen kehren wir am Weg nach Tirana in ein Restaurant ein. Die Fliegerkollegen bestellen für uns eine typisch, regional Speise mit Salat, Joghurt,
Couscous, Spinat-käselaibchen und Fleisch. Leeecker!
Spät erreichen wir
Tirana. Zum Glück werden wir bis zu unsern lieben Hostel gebracht.
Als Dank möchten
wir uns zumindest an den Fahrtkosten beteiligt. Das wird von der
albanischen Gastfreundschaft natürlich nicht akzeptiert, wir sind
schließlich Gäste und immer herzlich willkommen!