Tuesday, May 19, 2009

12. - 17. Mai, Wanderung auf den namenlosen Berg

Als ich am Abend nach der Motorradtour von Christian erfuhr, dass er am Sa noch mal zum Dok muss u. er sich mind. bis dort hin schonen soll, dachte ich mir, diesen Zeitraum koennte ich fuer eine Bergtour nutzen.

Waehrend der Enfieldtour bemerkte ich einen Berg bei dem der Schnee noch rel. weit ins Tal runter reichte. Da sich dieser Berg vermutlich (der Berg war ca. 25 km von der Strasse entfernt) gut fuer eine Snowboardtour eignen wuerde, begann ich an dem Abend ein paar Trekkingagenturen nach Snowboards abzuklappern.
Doch schon die erste Trekkingagentur versicherte mir, dass es unmoeglich sei in Leh ein Snowboard aufzutreiben. Daraufhin erkundigte ich mich nach einer Tourenschiausruestung. Obwohl beinahe jede Agentur uralte bzw. kaputte Schi + Schuhe in ihrer Auslage stehen hatte, bekam ich immer wieder die gleiche Antwort: "No, sorry Sir, this skis are only for the show, it is not possible to rent skis in Leh." Bei der fuenften Agentur sah ich dann in der Auslage ein halbwegs brauchbares Paar Kaestle Tourenschi. Ich fragte den Besitzer, ob es moeglich sei, das Paar Schi fuer mehrere Tage zu mieten? Dieser meinte, ja, ich koenne mir die Schi ausborgen, aber eigentlich seien die Schier nur zur Dekoration in seiner Auslage, diese alten ausrangierten Schi von der Army haette seit zehn Jahren keiner mehr benutzt. Nachdem ich nach Felle fuer das Paar Schi fragte, grinste er u. meinte, dass ich mit Sicherheit in ganz Leh keine Felle finden werde. Mit dieser Aussage hatte er auch recht, denn ich hatte so ziemlich jede Trekkingagentur nach Schiern u. Fellen befragt. Als ich wissen wollte was er fuer das Ausborgen der Schier + Steigeisen (die ebenfalls in seiner Auslage herumlagen) verlangt, antwortete er :" Bring mir ein paar gute Fotos von deiner Tour mit." Nachdem ich nun ein Paar Schi u. Steigeisen aufgetrieben hatte, brauchte ich nur noch passende Schuhe. Da beinahe jede Agentur alte Army Schalenschuhe in ihrer Auslage stehen hatte, suchte ich ein paar Trekkingagenturen nach Schuhen in meiner Greoesse ab. Nach der dritten Agentur wurde ich fuendig. Dieses Unternehmen gab sich allerdings nicht mit Fotos als Leihgebuer zufrieden, aber die 250 Rupis fuer 4 Tage waren auch i.O.

Eigentlich wollte ich am darauffolgenden Tag Lebensmittel fuer meine Tour einkaufen u. gleich anschliessend meine Tour starten. Doch leider machte mir die indische Nationalratswahl einen Strich durch die Rechnung. In Indien steht an einem Wahltag so gut wie alles. Am Tag der Wahl duerfen keine Geschaefte offen haben (das wird in Leh von der Army kontrolliert). Am Wahltag wird sogar die Stromversorgung unterbrochen. All diese Aktionen dienen nur einem Zweck, es soll die Wahlbeteiligung erhoehen (Wahlbeteiligung in Ladakh ca. 30 %)

Am Tag nach der Wahl gings dann nachmittags, nachdem ich Proviant eingekauft hatte los mit meiner Tour (vor meiner Abfahrt teilte ich Christian noch mit, dass ich voraussichtlich am So Nachmittag wieder zurueck sein werde u. bat ihm sein Sat. Telefon immer eingeschaltet zu lassen). Von Leh aus fuhr ich mit dann dem Bus Richtung Karu. Irgendwo auf der Strecke hatte ich bei der Motorradtour den Berg gesehen, allerdings wusste ich nicht mehr genau wo sich der Berg befindet. Als ich dann in Stakna (ca. 20 vor Karo) den Berg erblickte, stieg ich bei der naechsten Haltestelle aus. Nachdem ich an der Bushaltestelle die rel. ungenaue Karte (M 1:150 000) studierte, stellte ich fest, dass mein Berg Golep Kangri heisst, 5950m hoch ist u. im Gipfelbereich vergletschert ist. Da ich alleine unterwegs war u. ich nichts ueber diesen Getscher wusste, war mir dieser Berg zu gefeahrlich. Aus diesem Grund entschied ich mich fuer eine Tour auf den namenlosen Nachbarberg (5810m) der nicht vergletschert war.
Da ich noch ein paar Stunden Tageslicht zur Verfuegung hatte (es war vier Uhr Nachmittags) bechloss ich von Stakna (3290m) ausgehend in Richtung Berg zu wandern. Der "Namenlose" war 25 km von der Bushaltestelle entfernt. Zu Beginn der Wanderung musste ich das staubige u. trockene Industal von Norden nach Sueden queren. Als ich an der Suedseite des Industales ankam, spazierte ich durch ein kleines Bauerndorf. Von den Einwohnern des Dorfes erntete ich einige sehr verwunderte Blicke als ich mit meinem grossen Rucksack, beladen mit Schi, Steigeisen u. Schischuhen durch ihr Dorf wanderte.
Nach dem Dorf gings weiter in ein sehr enges u. beeindruckendes V-Tal, welches mich direkt zu meinem Berg fuehrte. Kurz vor Sonnenuntergang (19:00) baute ich mein Zelt auf und legte mich schlafen.

Am naechsten Tag marschierte ich dann um 8:00 morgens nach einem leckeren Fruehstueck (Tomatensuppe mit 1-2-3 Nudeln) weiter in Richtung Berg. Als ich um 11:00 Uhr den Fuss des Berges erreichte, machte ich eine kurze Fotopause. Bei einem Versuch ein Selbstausloeserfoto zu machen kickte ich, nachdem ich mich in Position bringen wollte die Kamera mit meinem Fuss gegen einen Stein. Seit dieser Aktion funktionierte meine Kammera nicht mehr einwandfrei (Objektiv liess sich manchmal nicht ausfahren). Danach gings weiter in Richtung "Basislager". Um ca. 15:00 Uhr erreichte ich bei leichtem Schneefall mein "Basislager" (mein gewaehltes Basislager lag auf ca. 4900m, windgeschuetzt in einer kleinen Schlucht neben einem Schmelzwasserbach). Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, kochte ich mir eine SSchwammerlsuppe mit 1-2-3 Nudeln + Massala.
An diesem Tag legte ich mich schon zeitig schlafen, denn ich wollte am nechsten Morgen frueh Richtung Gipfel aufbrechen, um den gefrohrenen Schnee fuer einen leichteren Aufstieg zu nutzen bzw. um nicht in die nachmittaeglichen Ueberentwicklungen zu geraten, die mir ev. die Sicht versperren koennten.

Der Wecker leutete am naechsten Morgen um 3:30, doch irgendwie schlief ich kurz nach dem Leuten gleich wieder ein. Als ich um halb fuenf wieder aufwachte machtee ich mir einen halben Liter Muesli Das Aufwaermen des Wasser - Milchpulvergemisches dauerte an diesem Morgen etwas laenger, da die Haelfte des Wassers im Topf gefrohren war. Nach dem Fruehstueck kroch ich aus dem Zelt, montierte die Steigeisen aan den Schalenschuhen, fixierte die Schi auf meinem Rucksack u. marschierte um 5:00 Uhr los. Zu Beginn war das Gehen aufgrund des gefrohrenen Schnees sehr einfach. Als dann aber die ersten Sonnenstrahlen hervorkamen, die in dieser Hoehe auch frueh am Morgen schon sehr kraeftig sind, wurde das Gehen teilweise sehr anstrengend. Ich versank immer wieder mal bis zu den Knien im Schnee, was das Vorwaertskommen sehr erschwerte. Um ca. 8:00 war ich vom staendigen Einbrechen so fertig, dass ich bereits mit dem Gedanken spielte mir die Schi anzuschnallen um zurueck zum Zelt zu fahren. Nach einer kurzen Jausenpause (Safari Schoko Riegel ;-) tankte ich wieder Energie und entschied mich weiter Richtung Gipfel zu marschieren. Spaeter wurde das Gehen dann auch deutlich einfacher, da der Grat auf dem ich wanderte teilweise schneefrei war. Um ca. 10:00 Uhr erreichte ich dann auf einer Hoehe von 5810m den Gipfel. Als ich ein paar Gipfelfotos machen wollte, streikte wieder mal meine Kamera, nachdem ich eine Viertelstunde herumprobierte konnte ich dann zum Glueck doch noch ein paar Fotos schiessen.
Nach einer laengeren Gipfelrast schnallte ich mir die Schi an u. fuhr damit Richtung Zelt. Doch schon nach den ersten Metern stellte sich heraus, dass das Schifahren bei diesem nassen Schnee nicht sehr einfach ist, die weichen knoechelhohen Schalenschuhe u. meine fehlende Praxis (bin schon seit zehn Jahren nicht mehr wirklich Schi gefahren) erschwerten die Fahrerei zusaetzlich. Nach den ersten 100 Hm hatte ich mind. fuenf Stuerze hinter mir, bei einem zerstoerte ich sogar einen meiner Teleskopstoecke. Nach weiteren fuenf Stuerzen beschloss ich keine Kurven mehr zu versuchen (die Kurven verursachten meine staendigen Stuerze) sondern glitt von nun an nur noch schraeg den Hang entlang, wenn der Hang auf einer Seite zu Ende war, blieb ich stehen, macht eine Spitzkehre u. fuhr danach in die andere Richtung weiter usw. Waehrend der Abfahrt traf ich (fuer meine Schifahrkuenste) auf eine steile Passage (ca. 40 Grad). An dieser Stelle beschloss ich, aufgrund des mittlerweile sehr schweren u. nassen Schnees, die Schi abzuschnallen u. entlang der Felsen abzusteigen, da ich Angst hatte eine Nassschneelawine loszutreten. Nach 200 Hm erreichte ich wieder flacheres Gelaende. Von da an war es mir moeglich ohne groessere Probleme (teilweise versank ich mit Schi bis zu den Knien im Schnee) bis zum Zelt zu fahren. Als ich das Zelt erreichte legte ich mich fuer 1,5 h schlafen, da ich vom Aufstieg u. der "Schifahrerei" ziemlich gaga war. Danach baute ich mein Zelt ab, packte meine Sachen in den Rucksack u. fuhr mit den Schiern noch ca. 200 Hm talwaerts. Anschliessend montierte ich die Schi am Rucksack u. marschierte Richtung Industal. Dass an diesem Tag aufgrund des nahezu wolkenfreien Himmels die Schneeschmelze besonders stark war spiegelte sich auch in den Baechen wieder, die ich im Tal zu queren hatte. An Stellen, bei denen am Vortag eine Querung kein Problem darstellte, war an diesem Tag eine Querung unmoeglich geworden, somit musste ich mir breitere Stellen fuer die Querungen suchen. Um sechs Uhr abends baute ich mein Zelt auf u. kochte mir ein Sueppchen.

Am naechsten u. letzten Tag meiner Wanderung traf ich kurz bevor ich das Industal erreichte auf zwei Yak Herden, die von ihren Hirten das V-Tal taleinwaerts getrieben wurden. Als ich wieder das Bauerndorf passierte konnte ich mehrer Bauern bei der Feldarbeit beobachten. Von einer Bauernfamilie wurde ich sogar zur Brotzeit eingeladen. Zum Essen gabs Ruti, Tsampa u. Chai. Nach der unterhaltsamen Jause marschierte ich noch 2,5 h quer ueber das Industal zur Bushaltestelle Stakna.

In Leh traf ich dann um 4:00 Uhr nachmittags Christian wieder, seine ersten Worte als er mich sah waren:"ma schaust du oba fertig aus"

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