Sunday, July 22, 2012

Biwak „fliegen“ in den ukrainischen Karpaten


Die Idee in den Karpaten mit dem Gleitschirm zu fliegen entstand bei einem Linien Flug nach Moskau zu Silvester 2011-12, als wir aus 9000m Höhe den Gebirgszug betrachten.
Im Frühling begannen wir mit der Detailplanung. Zuerst stellte sich die Frage, ob rumänische oder ukrainische Karpaten. Nach Kartenstudium u. Internetrecherche kamen wir zur Entscheidung, dass unsere Reise in die ukrainischen Waldkarpaten führen wird.
Die Bezeichnung Waldkarpaten beschreibt den in Transkarpatien gelegenen Gebirgszug sehr gut. Die Täler sind großteils mit Buchen u. Fichten Wälder bedeckt. In den höheren Gebirgsregionen ist die Vegetation durch Lärchen u. Tannen geprägt. Oberhalb der teilweise künstlichen (durch Almwirtschaft/Polonias) Baumgrenze gibt es entlang vom Hauptkamm perfekte Start u. Landemöglichkeiten.
Weil sich dieses sanfte Gebirge auch hervorragend zum Wandern eignet, fiel der Entschluss einen Biwakflug von Nord nach Süd zu versuchen.
Primäres Ziel der Tour war es Land u. Leute kennen zu lernen, daher planten wir für den zwei wöchentlich Aufenthalt eine kurze Strecke von ca. 130 km. Die geplante u. auch tatsächlich zurückgelegte Strecke führte uns von Wolowez über vier Ridges bis zum Hoverla (höchster Berg der Urkraine 2061m) der sich kurz vor der rumänische Grenze befindet.


Mittwoch 23. Mai.
Anreise/Fahrt nach Budapest

Um 16:30 Uhr starteten wir unsere erste Zugetappe von Wels nach Budapest.
Da wir vergessen hatten für unsere Tour Klopapier einzupacken, borgten wir uns von der ÖBB Klopapier aus...
Um 22:00 Uhr erreichten wir Budapest, dort übernachteten wir im Hotel Carmen.















Donnerstag 24. Mai
Anreise/Fahrt nach Wolowez (Ukraine)

Wir hatten verschlafen, daher fuhren wir erst mit dem 8:30 Uhr Zug (über Zahony) weiter nach Tschop (Grenzübergang Ungarn – Ukraine).
Weil wir in Tschop eine mehrstündige Wartezeit auf den Anschlusszug hatten, machten wir einen Spaziergang durchs Dorf.

Aufgrund der von uns „verschwitzten“ Zeitverschiebung versäumten wir abermals den Anschlusszug.
Als wir daraufhin erneut zum Schalter mussten, um uns ein neues Ticket zu kaufen, wirkte die Dame hinter dem Schalter etwas verärgert. An der Stelle muss erwähnt werden, dass Ticket Verkäufer in der Ukraine glauben eine Art „Gott Status“ zu haben.
Nachdem wir mit dem nächsten Zug unser Ziel bzw. unseren Ausgangspunkt für unsere Tour (Wolowez) erreichten, suchten wir uns ein Hotel.
Abends versuchten wir in diesem Wintertouristenort vergeblich einen öffentlichen Internetzugang zu finden.
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Freitag 25. Mai
Start unser Karpaten Biwak Tour

Der Wecker läutete früh morgens um 6:00 Uhr
Da es leicht regnete, entschieden wir uns fürs Weiterschlafen.
Als wir uns etwas Später doch aufraffen konnten unsere Sachen zu packen, gabs zum Frühstück Nudelsuppe mit Fleischbrocken.
Nach dem deftigen Frühstück starteten wir unsere Wanderung.
Zu Beginn führte uns die Wanderung (bei mittlerweile schönerem Wetter, allerdings startk ziehender Cumulanten) durch das Dorf Wolowez. Diese Ortschaft besteht fast duchwegs aus den für Transkarpatien typischen Blockhäusern. Beinahe in jedem Garten ist ein großer Gemüsegarten zu sehen.
Ziegen , Hühner u. auf der Straße freilaufende Kühe gehören ebenso zum typischen Dorfbild in den Waldkarpaten. Am Fuße unserer ersten Ridge angelangt, führte uns ein Weg durch einen wunderschönen „Urwald“.
Nach ca. 2h. Gehzeit u. 500 Hm erreichten wir die Baumgrenze u. einen potentiellen Startplatz.
Wie erwartet war der Wind viel zu stark zum Fliegen, deshalb setzten wir unsere Reise zu Fuß fort.
Da wir an dem Tag erst spät gestartet waren, beendet wir am späten Nachmittag den Wandertag nach nur ca. 13 km u. 1000 Hm Gehstrecke.
Der gewählte Lagerplatz am 1500m hohen Bergrücken war wunderschön. Glücklicherweise fanden wir eine kleine Mulde am Grat, der uns vor dem immer noch sehr starken Wind schützte.
Dieser Lagerplatz, so hofften wir, könnte auch eine gute Ausgangsposition sein die ca. 40 km lange Gebirgskette entlang zu soaren.
Nachdem wir unser Lager errichtet hatten, schlemmten wir Haferflocken mit Milchpulver u. Zucker. Später checketen wir noch unser Sat Telefon ob uns unser Wetterfrosch Wolki den morgigen Wetterbericht schickte. Ja tatsächlich, wir erhiehlten eine Info. Morgen sollte der starke Nordwind weniger werden. Dies sollte allerdings die letzte u. einzige Nachricht von Wolki bleiben, da es Probleme mit der Übertragung vom One Handy zum Thyraya Sat Tel. gab.


Samstag 26. Mai
Wanderung bei stürmischen Nordwind
Der starke Wind beruhigte sich leider nicht. Auch am Morgen war der Wind gleich aggressiv wie am Vortag.
Also entschieden wir uns entlang der Ridge weiter zuwandern, da wir für die nächsten 10 km ohne hin noch genügend gute Startmöglichkeiten vorfinden werden.
Nach 1,5 h Gehzeit, machten wir im Lee ein kurzes Mittagsschläfchen.
Als die Wolken die Sonne verdeckten, wurde es uns zu kalt u. wir wanderten weiter.
Leider war der Wind immer noch viel zu stark. Da sich die Geländeform der Ridge bei fliegbaren Nordwind optimal zum „Streckensoaren“ eignen würde, ärgert es uns sehr, dass der Nordwind kein wenig nachlässt.
Am Nachmittag kamen wir an eine Stelle ab der wir für längere Zeit keine Startmöglichkeiten mehr vorfinden werden, da der Bergrücken bis oben stark bewaldet war.

Bevor wir uns in die „Botanik schmissen“, machten wir noch eine kurze Lage Besprechung. Es musste entschieden werden, ob wir hier übernachten u. auf einen morgigen Flugtag hoffen, oder ob wir weitergehen, mit dem Risiko, dass wenn mogen ein Flugtag ist, wir zu spät eine Baum freie Fläche zum starten erreichen....
Wir entschieden uns fürs Weitergehen, da es erst 15:00 Uhr war und wir zu Fuß noch ein wenig km – "fressen" wollten.
Um 18:00 Uhr schlugen wir auf einer kleinen Lichtung unser Lager auf.
Während Christian sich auf die Suche nach Wasser (Wassersuche im Wald anhand von 1:100000er Karte...;-) machte u. dafür 200Hm absteigen musst, baute Maria das Zelt auf u. suchte geeignetes Feuerholz u. errichtete weit entfernt vom Zelt (Bären sicher) den Kochplatz.
Nach diesem anstrengenden Wandertag gabs zur Belohnung 1x Spagetti mit Thomatensauce u. 1x mit Käsesauce;-)


Sonntag 27. Mai
Wanderung zum Hirtenlager

Auch in der Nacht wurde der Wind nicht schwächer.
Wir sind zeitig aufgestanden, da wir uns als Ziel gesetzt hatten, den nächsten Startplatz doch schon am frühen Nachmittag zu erreichen.
Nach kurzen Haferflocken u. Babybrei Frühstück starteten wir unsere Wanderung um 8:45 Uhr.
Da sich der Weg mehr oder weniger entlang einer Höhenlinie dahin schlängelte komm wir gut vorwärts. Schon am frühen Vormittag begannen die Wolken stark aufzutürmen.
Der Wind wehte nach wie vor stark.
Um ca. 12:00 Uhr erreichten wir den Sattel, der uns zu unserem Startplatz führen sollte.
An dieser Stelle trafen wir einen Hirten mit seiner Ziegenherde, begleitet von zwei scharfen Hunden.
Mittlerweile hatte es komplett abgeschattet.
Aus den auftürmenden Cumulus Wolken wurde eine Gewitterwolke.
Als die ersten Regentropfen fielen, entschieden wir das Zelt aufzubauen.
Da dieser unmittelbar vor uns liegende Startplatz womöglich einer der Letzten auf dieser noch ca. 15 km langen Ridge war, hofften wir, dass wir Morgen mehr Flug/Wetterglück haben werden.
Maria hielt, während das Gewitter niederging, ein Mittagsschläfchen.
Christian beobachtete das Wettergeschehen.
Nachdem sich die Wetterlage um 6:00 Uhr abends beruhigt hatte, wurde auch zum ersten Mal der Wind schwächer. Wir krochen aus dem Zelt u. kochten am Feuer leckere Nudeln.
Später stiegen wir noch die ca. 100 Hm zum Startplatz auf u. Maria machte einen Abgleiter zu unserem Lagerplatz. Nach der Landung wurde Maria von einem der scharfen Hirtenhunde attackiert (er biss ihr in den Packsack). Nachdem dann der Hirte hinzukam beruhigten sich die Hunde u. Maria konnte in Ruhe den Schirm zusammenlegen.
Bei einem Müsli Riegel genossen wir die wunderschöne Abendstimmung.



Montag 28. Mai
Abgleiter bei Nieselregen

Der mit seiner Herde vorbeiziehende Hirte weckte uns am Morgen. Ein Blick aus dem Zelt verhieß nichts Gutes → geschlossene Wolkendecke.
Das einzig positive war, dass an diesem Tag kaum Wind war. Schweigsam „genossen“ wir unser Frühstück.
Ein Wenig grantig (besonders Christian hatte aufgrund der langen Flugabstinenz schlechte Laune) packten wir unsere Sachen u. machten uns auf den Weg. Da sich der Hirte mit seinen bissigen Hunden am direkten Weg zum Startplatz befand, wählten wir einen anderen Weg um auf den Startplatz aufzusteigen. Da wir schon am Vortag vom Startplatz aus eine freie Fläche im Tal ausmachen konnten u. wir auf keine Wetterbesserung mehr hofften (inzwischen begann es leicht zu nieseln u. leichter N Wind war bereits spürbar) entschlossen wir uns ins Tal zu fliegen.
Schnell war unser Ausrüstung im Gurtzeug verstaut. Bei leichten Nordwind u. Nieselregen konnten wir ein Stück der Ridge mit einem 0-Schieber entlang soaren. Da der Wind nicht stark genug war, trauten wir uns nicht ins unlandbare „Niemandsland“ soaren. Aus dem Grund glitten wir nach einer Weile wir Richtung Norden zum Talanfang. Da nach unten hin der Wind deutlich schwächer wurde konnten wir bis zur nächsten Straße rausfliegen. Nach dem Landen packten wir unsere Rucksäcke u. stoppten in den nächsten Ort. Ein freundlicher Lada Fahrer nahm uns bis Mischhirja mit.
Im Ort angekommen besuchten wir einen Markt, bei dem man von Kleidung bis Holzrechen alles kaufen konnte. Beim Wirt leisteten wir uns ein Bier u. eine typische mit Fettaugen bestückte ukrainische Fleischsuppe (von der Tischnachbarin empfohlen). Später fuhren wir mit einem Sammeltaxi weiter nach Kolochava, da wir von diesem Ort aus die nächste Ridge „in Angriff nehmen wollten“.
Netter Weise organisierte uns der Taxifahrer eine private Unterkunft bei einer sehr liebenswerten Frau. Zunächst zögerten wir noch das Angebot anzunehmen, aber als sie uns dann mit Palatschinken, Kaffee u. Kaukau lockte, konnten wir nicht widerstehen. Freundlicherweise durften wir unsere nassen Schirme im Wohnzimmer ausbreiten. Später schlenderte wir noch kurz durchs Dorf. Während dem Spaziergang konnten wir bereits den Wanderweg auf die nächste Ridge ausfindig machen. Am Rückweg zu unserem Quartier füllten wir in einem Geschäft unseren Proviant Vorrat mit Müsli u. Fertignudeln auf. Kurz darauf wurden wir in ein vermeintliches Privathaus gelockt das sich, nachdem wir eingetreten waren, als Gasthaus u. Shop entpuppte. Dort wurden uns ein leckeres Omlet mit Brot u. Bier serviert. Als Nachspeise gabs leckeren Schwarztee u. Kekse. Während dieser Schlemmerei unterhielten wir uns mit den Besitzern mit Hilfe eines Übersetztungsprogrammes. Da die Verkäuferin Internet auf ihrem Handy hatte, konnten wir das Wetter für die nächsten Tage checken. Die Prognose lautete: Morgen Sonne Wolken mix, Übermorgen: Sonnig bis leicht bewölkt. Wind ??. In unserer Unterkunft verspeisten wir die im Geschäft gekaufte Marillenroulade.
Später brachte uns die Wohnungs Besitzerin noch Palatschinken (aufgrund der Sprach Schierigkeiten hatten wir verstanden, dass wir die Palatschinken zum Frühstück bekommen). Da wir nicht unhöflich sein wollten, mussten wir nun auch noch die Palatschinken verdrücken.
Kaum beweglich, aufgrund des überfüllten Magens, vollzogen wir noch die dringend nötige Körperwäsche.








Dienstag 29. Mai
Aufstieg zur zweiten Ridge

Es hatte in der Nacht erneut geregnet.
Früh morgens packten wir unsere mittlerweile getrocknete Ausrüstung in unsere Rucksäcke.
Nachdem wir uns von der freundlichen Gastgeberin verabschiedet hatten, wanderten wir 4 km der Straße entlang, bis uns ein Wanderweg zur „zweiten Ridge“ rauf führte.

Am Weg zum Wanderweg konnten wir Kinder auf ihren Weg zur Schule beobachten, Kühe wurden auf die Weide getrieben, Leute machten sich zu Fuß auf den Weg in die Arbeit.
Unser Plan zum Wanderweg zu stoppen konnte nicht realisiert werden, da leider keine Autos in unsere Richtung unterwegs waren. Am Beginn vom Wanderweg hatten wir uns beinahe verlaufen, ein alter Mann zeigte uns den richtigen Weg.

Das Wetter war an diesem Tag deutlich besser als am Vortag, es regnete nicht, allerdings bewegten sich die Wolken mit hoher Geschwindigkeit von Ost nach West.
Nachdem wir nach 2,5 h Aufstieg den Wald verließen u. eine hoch gelegene Alm erreichten bekamen wir den starken Wind zu spüren. Weil der Wind ohnehin zu stark zum Fliegen war, suchen wir uns ein windstilles Plätzchen u. machten für eine halbe Stunde Pause.


Nach einem kurzen Schläfchen (Christian schlief, Maria beobachtete die Hirten bei ihrer Arbeit)
wanderten wir 5 Stunden, bei teilweise stürmischen Wind am Grat Richtung Süden.
Um 5:00 Uhr nachmittags schlugen wir nachdem wir Feuerholz gesammelt hatten, unser Zelt im Lee neben einem kleinen Teich auf.




Mittwoch 30. Mai
Abstieg bei Sauwetter

Spät aufgestanden, da wir wiedermal auf einen Flugtag hofften u. wir unweit von einem guten Startplatz biwakierten.
Leider waren um ca. 10:00 Uhr Vormittag, beim Zelt abbauen, bereits die ersten Überentwicklungen zu sehen. Zur Abwechslung gab es an diesem Tag starken Wind aus West. Diese beiden Tatsachen machten uns klar, dass wir uns auch an diesem Tag nur zu Fuß fortbewegen werden. Zu Mittag wurde der Wind stürmisch u. in der Ferne waren die ersten Gewitter zu sehen.
 
Nach ca. 6h. Gehzeit waren wir beinahe am Ende der Ridge angelangt. Da es Mittlerweile regnete, und keine Aussicht auf Fliegen war, entschieden wir in das nächste Dorf (Königsfeld) abzusteigen. Während dem Abstieg passierten wir einen Hirten mit seiner Schafherde. Die Hirtenhunde waren auch diesmal sehr aggressiv, erst als der Hirte die Hunde mit dem Stock schlug parierten die Tiere. Der zweistündige Abstieg war sehr rutschig u. nass.

Wenn man bedenkt, dass man im Rucksack einen Gleitschirm hat, mit dem man komfortabel ins Tal gleiten könnte, ist der Abstieg bei Dauerregen doppelt frustrierend!
Kurz bevor wir das Dorf erreichten, konnten wir Holzarbeiter bei der Holzernte beobachten. Das Holz wurde mittels Pferde aus dem Wald gezogen. Ein Waldarbeiter machte Christian das Angebot mit dem Pferd zu reiten. Da Christian angst vor Pferden hat, lehnte er dankend ab. Im Tal stiegen wir in einer (für diese Gegend) Nobelherberge ab.
Am Abend, nachdem wir unsere nassen Sachen im Hotelzimmer ausgebreitet hatten, gingen wir ins Hotelrestaurant Steak-Bier-Eis schlemmen.





Donnerstag 31. Mai
gemütlicher Tag im Dorf, Aufstieg auf Ridge Nr. 3

Da wir nach längerer Zeit wieder einmal gemütliches Bett hatten u. unser Geruch durch die abendliche Dusche nicht abstoßend war, genossen wir das morgendliche Schmusen.
Bei einem ausgedehnten Frühstück befragten wir einen englisch sprechenden Kellner bezüglich Wetter, Internetzugang, u. einer ev. Gondel, die uns auf den nächsten Berg bringen könnte. Der Kellner konnte leider nur zur Gondel Auskunft geben. Laut Kellner sollte sich gleich im nächsten Ort eine Seilbahn befinden, die auf unsere „dritte Ridge“ führt. Da wir an diesem Tag ausspannen u. nicht schon wieder früh morgens auf einen Berg wandern wollten, stoppten wir in den nächsten Ort. Ein netter alter Mann nahm uns mit seinem Lada auf der holprigen Schotterpiste bis nach Lopokhiv mit.

Als wir im nächsten Dorf angekommen waren, gab uns der alte Mann zu verstehen, dass sich die nächste Gondel ca. 30 km südlich von hier (in Jasinja) befindet. Weil sich der Ort Jasinja bereits bei unserer 4ten Ridge (der letzten Ridge unserer Tour) befand u. wir die komplette Strecke erwandern bzw. erfliegen wollten, stoppen wir wieder retour. Vollgedröhnt mit schrecklicher 90iger Jahre Dancefloor Musik fuhren wir mit einem Sammeltaxi zurück nach Königsfeld.
Zurück in Ust-Tschorna (=Königsfeld) spazierten wir durch den Ort. Während dem Spaziergang lernten wir einen netten Dorfbewohner kennen. Der Ukrainer konnte ein wenig deutsch u. errichtete gerade ein neues Blockhaus. In einem Wirtshaus speisten wir „Tortelini mit Buttersauce“, Palatschinken, Bounty u. Bier.
In diesem Gasthaus trafen wir deutsche Touristen, einige der Deutschen hatten Vorfahren aus Königsfeld, eine Ältere deutsche Besucherin hatte in ihrer Kindheit sogar in Königsfeld gewohnt. Und wie es der Zufall will, lebte sie in ihrer Jugend sogar in St. Konrad (nähe Gmunden). Im Erwachsenen Alter zog sie dann nach Frankfurt...

Am Nachmittag, als wir das Dorf gestärkt Richtung Wanderweg verließen, trafen wir erneut den Zimmerer. Dieser wollte uns netter Weise eine Bibel schenken, da wir dieses Buch schon zu Hause haben u. wir dieses schwere Ding nicht über die Karpaten schleppen wollten, lehnten wir dankend ab.
Um 4:00 Uhr stiegen noch auf die vor uns liegende Gebirgskette auf. Nach einer 4stündigen Wanderung erreichten wir den ca. 1500m hoch gelegenen (wieder sehr stürmischen) Biwakplatz. Kurz vor Sonnen Untergang zog ein Hirte mit seiner Schafherde an unserem Zeltplatz vorbei. Er tieb seine Tiere in die 300m tiefer gelegene Alm, auf die wir von unserem eine wunderschöne Aussicht hatten.









Freitag 1. Juni
Regentag im Zelt

Tagwache um 7:30 Uhr.
Leider offenbarte uns der Blick aus dem Zelt das gleiche Bild wie in den letzten Tagen: Viel Wind u. Wolken. Die Wolken befanden sich schon in den Morgenstunden auf Kamm Niveau u. verdeckten den Startplatz. Aufgrund dieser Tatsache fiel unser Plan aufgrund der in den letzten Tagen beobachteten frühen

Überentwicklungen wortwörtlich ins Wasser, denn kurz nach dem Frühstück begann es auch noch zu regnen.
Dieser anfängliche leichte Nieselregen ging allmählich in einen stürmischen Dauerregen über u. hält noch immer an (momentane Uhrzeit 17:15). Bald ist es Zeit fürs Abendessen,  dies dürfte für diesen Tag das „Highlight“ bleiben.
Christian wechselte nach dem Abendessen von Liege auf Sitzposition, da er nach ca. 20h Liegerei Kreuzweh bekam.
Kurz vor Sonnenuntergang hatte der Dauerregen dann ein Ende. Wir stiegen aus dem Zelt, genossen die wunderbare Abendstimmung u. machten einen kurzen Spaziergang. Nach etwa einer Stunde begann es erneut zu regnen. Wir verzogen uns wieder ins, mittlerweile in einer Pfütze stehende, Zelt. Da wir aufgrund der Lagerkoller bedingten „Gagaheit“ in der Lage waren uns perfektes Flugwetter für den nächsten Tag im Kopf bildlich vorzustellen, waren wir zuversichtlich, dass wir am darauf folgenden Tag Flugwetter haben werden.




Samstag 02. Juni
stürmische Wanderung

In der Nacht dürfte es die meiste Zeit geregnet haben.
Im Zelt ist nun doch schon leichte Kondensfeuchtigkeit zu erkennen.
Während der Frühstücksvorbereitungen hörte es plötzlich auf zu regnen.
Die Basis war immer noch unter Kamm Niveau u. der stürmische Wind hielt das Zelt nach wie vor in Bewegung. Die vortägliche „Gagaheit“ hatte offenbar nichts zur Wetterbesserung beigetragen.
Da wir keinen weiteren Tag wartend im Zelt verbringen wollten u. wir mittlerweile der Meinung waren, dass man in diesem Land sowieso nicht fliegen kann, beschlossen wir weiter zu gehen.
Als wir den nahe gelegenen Gipfel passierten machte Maria, um den Flugwettergott gnädig zu stimmen, eine Opfergabe. Die damit ans Gipfelkreuz geworfenen zwei Kopeken (Ukrainisches Kleingeld) erwiesen sich im Nachhinein als umsonst raus geworfenes Geld.
Am „Grat“ wurde der SW Wind noch stürmischer. Christian hatte großen Spaß daran sich schräg in den Wind zu stellen, Maria hingegen verfluchte das Wetter u. besonders den Wind, der das Gehen sehr mühsam machte.



Erst als sich am Nachmittag der Nebel lichtete konnten wir die wunderbare, perfekt zum Fliegen geeignete, Landschaft betrachten. Der Höhenunterschied bis zur Baumgrenze betrug hier ca. 400m. Oberhalb der Baumgrenze würde sich das Gelände perfekt zum Starten u. top landen eignen.
Unterhalb waren nur Täler zu sehen, die komplett bewaldet waren. D.h. Im Tal hätte es keine Landemöglichkeit mehr gegeben. Maria wäre schon mit kurzem Soaren auf dieser perfekt ausgerichteten Ridge zufrieden gewesen. Doch aufgrund des immer noch viel zu starken Windes blieb ihr dieser Wunsch verwehrt.
Am späteren Nachmittag trafen wir ein paar Wandergruppen (bis jetzt die ersten u. einzigen Wanderer bei dieser Tour). Die ukrainischen Wanderer waren mit sehr bescheidener Ausrüstung unterwegs. Viele hatten nur eine „Einweg Regenausrüstung“ mit, manche hatten nur Sandalen an. Sie waren sehr nett u. hilfsbereit u. verwundert, warum Österreicher in den Karpaten Urlaub machen. Laut deren Aussage machen in dieser Gegend nur Tschechen, Polen u. Ukrainer Urlaub. Ein Mädl aus der Gruppe konnte gut Englisch u. gab uns Auskunft über die Wettervorhersage für die nächsten Tage (Vorhersage: gleich beschissen wie bisher-> viel Wind, Regen u. kalt, eine Wetterbesserung sollte sich erst in vier Tagen einstellen).
Als wir später ein Schigebiet erreichten (gleich hässlich wie die Höss... ;-), entschieden wir zu einer der dortigen Hütten abzusteigen. Ein einer bewirtschafteten Hütte orderten wir Schweinesteak mit Souce, Rösti u. Bier.
Da es schon wieder regnete u. wir auf keine Wetterbesserung hofften, entschlossen wir uns dazu mit einem Jeep-Taxi entlang einer komplett verschlammten Dreck-Straße ins Tal zu fahren. Nach der 9 km langen „Fahrt“ erreichten wir den nächsten Ort Jasinja. Während sich Christian im Ort nach einer günstigen Unterkunft erkundigte, saß Maria am Straßenrand u. erbrach.
Maria hatte das Essen offensichtlich nicht gut getan, die holprige Abfahrt gab ihr offensichtlich den Rest. Leider waren alle Hotels voll belegt. Glücklicherweise lernten wir in einer Bar einen Kellner kennen, der uns eine private Unterkunft bei einem Bekannten vermitteln konnte. Nachdem wir bei der netten Familie Quartier bezogen hatten, musste sich Maria abermals (diesmal über dem Waschbecken), ergeben. Christian macht anschließend das Waschbecken sauber u. besorgte von den Gastgebern einen „Speibkübel“.


 





Sonnntag 3. Juni
Ein Tag im Bett

Maria ging es zum Glück schon wieder besser.
Nachdem wir spät aufgestanden waren, servierten uns die Gastgeber Frühstück.
Das köstliche Frühstück (Wurst-Käsebrote u. mit Frischkäse gefüllte Teigtascherl) konnten wir leider nicht komplett verdrücken, da wir Beide einen etwas komischen Magen hatten. Nach dem Frühstück gings Christian noch schlechter, er hatte leichtes Fieber, Kopfschmerzen und Glieder Schmerzen.
Um uns etwas auszukurieren legten wir uns wieder ins Bett.
Am Nachmittag ging Maria (der es deutlich besser ging als Christian) ins Dorf um das Nötigste zu erledigen. Sie kaufte Karten für die letzte Ridge u. Essen. Im Internet Cafe holte sie Infos über das Wetter für die nächsten Tage ein (Vorhersage: Regenwetter bis Mittwoch).
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Schlafen, Tee trinken u. Nature Channel schauen.





Montag 4. Juni
noch ein Tag zum Regenerieren

Da wir uns immer noch nicht sehr fit fühlten u. das Wetter schlecht war, verbrachten wir noch einen Tag bei unserer Gastfamilie, die sich liebevoll um uns sorgte.


Dienstag 5. Juni
Wanderung zur Almhütte
Aufbruch Richtung Hoverla/zur letzten Ridge

Während der Nacht gab es starke Gewitter.
Da es uns nun Beiden wieder besser ging, konnten wir das ukrainische Frühstück bei unserer Gastfamilie nun richtig genießen. Es gab Wurst-Käsebrote mit gesalzenem Butter, zusätzlich wurden uns Röstikartoffel mit Spiegelei u. „Grammelscheiben“ serviert. Während dem Frühstück wurden wir von den beiden Kindern der Familie bestens unterhalten. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren überaus netten Gastgebern. Beim Rausgehen aus dem Garten winkten uns die Kinder herzig nach.

Am Taxistand organisierten wir uns ein Taxi das uns in den Nationalpark bringen sollte. Am Nationalpark angekommen, mussten wir uns registrieren. Nach der Permit Abgabe mussten wir dem Ranger versprechen, beim Austritt aus dem Nationalpark uns telefonisch zurück zu melden.
Nachdem wir am mit dem Taxifahrer vereinbarten Ort angekommen waren, wollte der Fahrer plötzlich mehr Geld als vereinbart. Da wir beim Wegfahren den Preis klar ausverhandelt hatten, gaben wir ihm den in Jasinja vereinbarten Betrag u. begannen mit unserer Wanderung.




 Da es immer noch nieselte, kehrten wir gleich zu Beginn bei einer Nationalpark Hütte ein. Dort tranken wir Tee u. aßen ein Stück Kuchen. Als es dann aufklarte wanderten wir ca. 2h zu einer Alm. Dort wollten wir eigentlich unser Zelt aufschlagen. Da wir aber eine unbewohnte Hütte vor fanden, quartierten wir uns in dieser urigen Unterkunft ein. Am Abend beheizten wir den Herd mit Feuerholz u. kochten uns Nudeln.



Mittwoch 6. Juni
Rausschmiss aus der Hütte



Der Wecker läutete um 6:00 Uhr morgens, da es laut Wetterbericht an dem Tag eine Wetterbesserung geben sollte. Weil wir beim Erwachen strömenden Regen wahrnahmen, verkrochen wir uns wieder in unseren Daunenschlafsäcken.
Um 10:00 Uhr standen wir dann tatsächlich aufgestanden. Es regnete noch immer, wir heizten den Ofen ein u. kochten uns Nudeln. Danach machten wir es uns wieder in den Schlafsäcken gemütlich. Zu Mittag konnten wir plötzlich ein lautes Motorengeräusch vernehmen. Beim Blick aus dem Fenster sahen wir, wie ein alter Gelände gängiger LKW Richtung Hütte zusteuerte.
Im u. auf dem LKW saßen ein paar Leute. Als das Fahrzeug vor der Hütte halt machte, sprangen drei Männer u. eine Frau vom Laster u. kamen zu uns in die Hütte. Einer der männlichen Ukrainer gab uns sofort zu verstehen, dass wir diese Unterkunft verlassen müssen. Während wir unsere Rucksäcke packten, räumten die Läute die komplette Hütte aus. Einer der Ukranier kümmerte sich sofort um den halb verfallenen Ofen u. begann mit Reparatur Arbeiten. Es sah so aus, als ob die Leute die Hütte für die kommende Almsaison vorbereiten würden. Wir verließen den gemütlichen Ort u. stapften bei Regen Richtung Hoverla.
Schon kurz nachdem wir die Hütte verlassen hatten, war kein Weg mehr zu sehen. Wir mussten uns durchs nasse Gebüsch u. durch die Latschen kämpfen. Nach 2stündigen mühsamen u. nervigen Aufstieg hatten wir den „Grat“ erreicht. Da es nun auch neblig war, wir komplett durchnässt waren u. die Orientierung schwierig war, entschieden wir uns das Zelt aufzubauen u. besseres Wetter abzuwarten.


Do. 7. Juni
Gipfelsturm auf den Hoverla






Am Morgen war das Wetter nicht besser, im Vergleich zum Vortag kam nun auch noch stürmischer Wind hinzu. Der Wind verformte unser Zelt bis zur Unkenntlichkeit. Da wir keine Lust mehr hatten, im Zelt herum zu sitzen, bauten wir unser Lager ab. Glücklicherweise lichtete sich beim Zelt abbauen kurz der Nebel u. wir konnte unsere weitere Route Richtung Hoverla erahnen. Nach kurzer Gehzeit trafen wir sogar auf den verloren gegangenen Weg.
Nun fiel uns die Orientierung leicht u. erreichten nach ca. 2h den in Nebel gehüllten u. vom Wind gepeitschten Gipfel. Weil keine Aussicht auf Fliegen war u. wir die Hoffnung auf gutes Wetter nun komplett verloren hatten, entschieden wir uns zu einer Nationalpark Hütte namens „Sports Centre“ abzusteigen. Da dieser Berg mit seinen 2061m der höchste Berg der Ukraine ist, trafen wir während dem Abstieg auf viele lustige ukrainische Wandergesellen. Beim „Sports Centre“ schlossen wir uns einer ukrainischen Wandergruppe an u. fuhren mit deren Bus bis zum nächsten Ort. Dort bezogen wir in einer Pension Quartier, kauften Essen u. aßen am Abend Borschtsch (Ukranisches Nationalgericht, Eintopf mit rote Beete, saurer Sahne Kartoffel Schmalz...).


Fr. 8. Juni
Abreise nach Tschopp





Vor der Weiterfahrt hatten wir uns, wie dem Nationalpark Ranger versprochen, per Telefon mit „Maria - Christian o.k.“ zurückgemeldet.
Der Ranger antwortete am Telefon mit entzückter Stimme „dopre, dopre, Maria o.k.“.
Zu Mittag fuhren wir mit dem Bus raus ins Flachland nach Mokotscheba, anschließend gings mit dem Zug bis zur ungarischen Grenze nach Tschop.
Nach dieser 10stündigen Reise checkten wir in einem sehr seltsamen Hotel ein.
Vor dem Schlafen gehen orderten wir uns eine Flasche Wodka u. Bananensaft.


Sa. 9. Juni
Heimreise

Wegen einer Warteschlange am Ticket Schalter hatten wir beinahe den Zug nach Ungarn nicht erwischt.
Ab 8:30 fuhren wir von Tschopp über Budapest nach Grieskirchen.
Um ca. 19:00 Uhr erreichten wir Grieskirchen, wo uns schon Marias Vater erwartete.